Samstag, 8. Dezember 2007

Neulich abends im Jazzclub

Es verhält sich nämlich folgendermaßen:
Dr. Ron (man redet sich hier mit Dr. und Vornamen an), ein seit drei Jahren an diesem Krankenhaus arbeitender Niederländer, der auch vorher schon viel in Indonesien und Malaysia unterwegs war fährt nächste Woche für einige Monate nach Europa zurück. Dies hat mehrerlei Auswirkungen: Zum einen werden David und Andrea in sein Zimmer übersiedeln, welches sich praktischerweise genau gegenüber von Prof. Yips Apartement befindet - für uns und für ihn äußerst angenehm. Zum zweiten bedeutet das, dass er jetzt in seiner letzten Woche in Ausgehlaune ist, und uns gerne auch mal mitnimmt, dorthin, wo das Nachtleben tobt. Er kennt sich ja aus - und außerdem spricht er malayisch wie ein Indonesier. Aus diesem Grunde waren wir also zum Abendessen und Lifemusik hören in einem noblen Jazzclub irgendwo im Zentrum von KL (Ampang). Man muss sich das so vorstellen, dass wir hier dauernd in Lokale und Restaurants eingeladen, bzw. mitgenommen werden, die, wollte man die gleiche Noblesse in Deutschland erleben unbezahlbar wären. D.h. wir, die eigentlich eher finanzschwachen Studierenden aus Deutschland haben hier größere Möglichkeiten als jeder gemeine Assistenzarzt. Was mitunter auch ziemlich peinlich ist. Jedenfalls verkehren wir in Etablisements, die mir zu Hause sehr zu wider wären, ob ihrer, von mir in sie hineininterpretierten Anforderungen an Benimm und Anzieh. Hier geht man einfach mal hin und fällt mit Hemd und Höschen zwischen den oft auch in Flip-flops und T-Shirt anwesenden Einheimischen gar nicht auf.
Ähnlich war es in diesem Jazzclub. Eintritt waren 20 Ringgit - gut 4 Euro, würde ich mir Berlin wahrscheinlich trotzdem nochmal überlegen, bei dem was hinterher an musikalischem Können offenbart wurde aber, würde man in Berlin locker den gleichen Preis in Euro hinlegen. Und dann bestellt man sich schön mal Aperitifchens und einen Hauptgang (mal Lachs, mal langsam gebratenen Ente oder einfach mal lecker mariniertes Huhn) dazu ein, zwei Flaschen Wein und lässt sich die Dunhill an den Tisch bringen. In der Pause kam dann der - der Aufmachung des Plakats zu Folge sehr berühmte indonesischer Sänger zu uns an den Tisch und hat sich ein wenig mit uns unterhalten, und hat uns gefragt, ob es uns soweit gefallen hätte, um dann auch noch einem gemeinsamem Foto (man ergibt sich auch in ganz schreckliche Touristentätigkeiten) den freundlichen Hintergrund zu geben. Alles in allem hat der Abend für Fünf dann um die 600 RM gekostet, also nicht so ganz billig, aber für 25 Euro pro Person kann man solche hochgestochenen Abende in Deutschland meiner Erfahrung nicht erleben.
Wobei natürlich die Frage ist, ob man sie erleben will. Ich erwische mich immer wieder, wie ich Service in Anspruch, und Erlebnismöglichkeiten wahrnehme, die mir eigentlich hochproblematisch vorkommen, weil sie so ausgestanzt und jenseits der Realität zu liegen scheinen. Irgendwie wurmt es mich bisweilen, einfach nur aufgrund eines in den letzten Jahren immer weiter zu Gunsten des Euro verschobenen Wechselkurses ein Leben mir zu erlauben, das den Einheimischen meines Alters und Ausbildungsstandes überhaupt nicht zu kommt. Ich frage mich ob dieser Bruch, dessen Beseitigung wahrscheinlich für mich nicht möglich ist, ein wirkliches Zusammenkommen, gerade mit den Assistenzärzten (House officers), oder überhaupt anderen Studenten hier nicht verunmöglicht.
Andererseits scheint die Dienst-Leistung, das Erledigen verschiedener Serviceaufgaben hier von den, diese Aufgaben erledigenden Personen nicht als degradierend empfunden zu werden, d.h. die Wäsche anderer Menschen zu waschen, oder das Auto zu parken, oder zu putzen, oder zu kellnern ist eher ein ganz normaler Beruf als bei uns. Zuzüglich natürlich die offene, interessierte und freundliche Art der meisten Menschen hier, die einfach so (sic!) mal das Gespräch suchen, um herauszufinden was los ist, bzw. stolz die Schönheiten ihrer Stadt und ihres Landes uns Europäern zeigen.
In Fotos ausgedrückt:
Andrea und Ich

David und Ich

Ron und Lisa

Und die Band am Weihnachtsbaum

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