Sonntag, 27. Januar 2008

Putrajaya - eine Geisterstadt auf hohem Niveau

Diese Stadt liegt, flankiert von Cyberjaya, etwa auf halben Weg, nach Südwesten zum Flughafen - und ist dementsprechend über den Flughafenexpress angebunden - wobei man sich fragt wozu. Es handelt sich hierbei um eine künstlich, und gänzlich vom Menschen aus dem Nichts erschaffenen Stadt, die zu Beherbergung der Regierung angelegt wurde und sich dann eigentlich auch als Tourismusattraktion etablieren sollte. Das Geld stammt, wie eigentlich immer hier in Malaysia von Petroliam Nasional Inc. (Wer genau aufgepasst hat erkennt darin die buchstabenweisende Grundform zu Petronas), das staatlich Ölunternehmen, welches in seinen Geschäften direkt dem Premierminister untersteht. Filz - Filz!

Jedenfalls hat man sich gedacht, so 350000 Einwohner würde so ein Städtchen, das die ganzen Regierungsgebäude enthält schon fassen können müssen, und gut aussehen sollte es ohnedies, so dass man verschiedene Architekten angeheuert hat um ein von Kunstseen umschlossenes Kunstwerk in Szene zu setzen. Dummerweise sind bis jetzt nur 35000 Leute dort angekommen, und wenn ich eine Prognose abgeben sollte, so werden auch nicht viel mehr dorthin auswandern, es gibt nämlich einfach nichts, weil vorher schon nichts da war. Abgesehen von sehr vielen sehr dunkelhäutigen Menschen, einige geradezu schwarz, ein Bild, was in KL mir so noch nicht begegnet ist, so dass wir schon den Verdacht hatten, ob man nicht Immigranten versucht dort anzusiedeln.

Wir nahmen also einen Bus von dem etwas außerhalb gelegenen Bahnhof, um die in Form eines Hundeknochens angelegte "Hauptinsel" mit ihrer massiven Sichtachse zu erreichen. Am einen Ende des etwa zwei Kilometer langen (und vielleicht 150 Meter breiten) Hauptboulevards liegt der Präsidentenpalast, am anderen Ende ein an eine Muschel erinnerndes Konferenzzentrum. Dazwischen reihen sich die ganzen Regierungsgebäude auf. Es gibt riesige Moscheen, Souveniereinkaufsmeilen - ohne Käufer, riesige Straßen, ohne Autos, Zollmuseen ohne Besucher und den See, umsäumt von wunderschön erdachten, palmengesäumten Promenaden und Gärten, ohne Spaziergänger oder Bootsfahrer, genauso wie kunstvoll angelegte Wege, die mit einem Mal Enden, und das Nichts was vorher hier geherrscht hatte, und auch jetzt nur ungenügend zurückgedrängt ist, preiszugeben.
Wir drei vor der Moschee, direkt vor dem Präsidentenpalast gelegen. Es sieht so aus als müsste man die Stadt in ein paar Jahren, wenn vielleicht mal die Zielpopulationsgröße erreicht ist wieder alles renovieren, es gibt schon deutlich Erosionserscheinungen überall (Abnutzung möchte ich es in diesem Kontext nicht nennen).

Ein Blick über den See, mit den vielen Brücken, die in überspannen - man hat bei diesen Bauwerken den Eindruck als hätte jeder der Vorstandsvorsitzenden bei Petronas sich eine Brücke auf der Welt aussuchen dürfen, um sie hier nachgebaut zu sehen.

Die konfiszierten Artikel im Zollmuseum. Neben Waffen, Geld und Chinaböllern auch Artikel aus dem Sexshop. Rechts zu erkennen die aufblasbare Puppe, dahinter (in lila) die Vakuumpumpe. Die entscheidenden Stellen der Verpackungen sind mit Klebestreifen verdeckt.
Unser Freund/Freundin und Helfer. Man hatte den Eindruck, dass man, weil das Gebäude der Zollbehörde so groß angelegt ist, Probleme hatte die Räumlichkeiten sinnvoll zu verwenden. Da ersann man in unbezweifelt zahlreichen schlaflosen Nächten ein Zollmuseum, das ohne Eintritt leider trotzdem niemanden anzulocken hat. Wir haben uns hauptsächlich wegen der Klimaanlage hier aufgehalten, die Propaganda für ein sicheres Malaysia war nicht besonders erbaulich.
Ich in Zolluniform - keine Fotomontage!
"Und dann bauen wir noch so eine Treppe ans Ende der Brücke, damit man zum See runterkommt, ja genau, genau, so mit schönen Pflanzen flankiert und schönen Kacheln genau, so geschwungen und dann, ja, humpf, dann, ach einfach zu Ende gehen lassen."

Das doch etwas eintönige Wohnviertel.

Wir hatten alle Verkäufer für uns alleine - und haben dann doch nichts gekauft.

Freitreppe - frei von allem.

Ein Blick zum Präsidentenpalast. Wer ein Auto entdeckt sei unbesorgt, Feinstaub ist hier kein Problem, vielmehr ist dies der vielleicht größte Fahranfängerpark der Welt.

Wie erwähnt, neben Putrajaya liegt Cyberjaya, das Silicon Valley Malaysias. Allerdings, konsultiert man den Lonely Planet - wir haben es selbst nicht überprüft - gibt es auch dort außer großen Gebäuden mit großen Firmenlogos vorne drangeschraubt und nichts dahinter nichts. Die Idee Industrie, oder Politik hier in der Gegend anzusiedeln versagt einfach in solch großer Nähe zu der doch etwas reizvolleren Umgebung KLs.

Selamat Malam!

Guten Abend, gute Nacht. Wir hatten es bis jetzt ja noch nicht so hinbekommen, einfach weil die Entfernung von PJ bis zu den Ausgehmeilen der Stadt doch etwas weiter ist - und der Rückweg in der Nacht nur mit Taxi zu bewerkstelligen die dann gleich mal 4 anstatt von 2 Euro nehmen (ogottogott). Andererseits ist Alkohol in Malaysia ziemlich teuer und so entstehen schnell Rechnungen die locker an Berliner Abendbudgets heranreichen - aber für hiesige Verhältnisse fast unbezahlbar sind. Da ist es gut immer mal ein paar Kurzreisende da zu haben, die natürlich anders kalkulieren. Und so sind wir also los, um uns mal im Golden Triangle um zu sehen. Neben einigen Ex-pat Bars (wo dann nur noch Weiße rumhängen) gibt es noch viele deutsche Bierstuben und ganz normale Bars/Clubs. Wobei es selten mal ein angenehm schrömmeliges Etablissement zu entdecken gibt, Nachtleben und auch Tagleben läuft hier meist etwas schicker ab. Was dann für unsere Augen vielleicht etwas einfacher aussieht, ist trotzdem von Berliner Bars sehr verschieden - wir haben festgestellt, nachdem wir ja ähnliche Örtlichkeiten auch schon in Russland /Polen untersucht haben, dass wir uns am ehesten an Ostblockamüsierlokale erinnert fühlen, mit vielen Spiegeln, Glitzerkettchen und natürlich Abendgarderobe.
Wir hatten im Übrigen endlich mal den Mumm einen Tower zu ordern, wegen der Happy Hour noch ein recht annehmbares Angebot (ca. 13 Euro für 3 Liter Bier), eine Gerätschaft, die auf einem schweren Betonsockel ruhend, einem Kaugummiautomaten äußerlich sehr ähnlich, und von einer innenliegenden, immer wieder mit Eis nachzufüllenden Säule gekühlt Bier aus einem Privatzapfhahn entlässt. Das ganze so geschehen im "Lecka lecka" (der Name geht zurück auf das italienische (? - wir haben nachgefragt - lecken - weil hier Eis verkauft wird, funktioniert aber, wie wir uns sagen haben lassen auf ganz vielen verschiedenen Sprache, was uns auch schon aufgefallen war), einem von Palmen gesäumten, und von Hochhäusern umstandenen, unweit der Petronas-Towers gelegenen Wasserpfeifenladen, mitten auf der Straße und im Freien. Ganz reizend.
Zu spät ist uns aufgefallen, dass man hier, genau in dieser Stadt, unweit der Petronas Towers, und nirgendwo sonst so schön (auch weil Beer-Tower vermutlich nicht so verbreitet sind) "Twin  Towers" hätte ordern können...

Die Deutschen rasen durch den Wald

FRIM das Forrest Research Institute of Malaysia hat knapp neben den Batu Cave am Nordrand der Stadt ein kleines Stück Sekundär-Primärurwald besetzt und für Touris mit Karten und Canopy Walks ausgestattet. Da waren wir auch mal noch gewesen zwischendurch. Da gabs halt Wald, und es war recht warm. Nach einem kurzen Mittagsschläfchen in den Baumwipfeln gibt es als i-Tüpfelchen noch die Wasserfällchen zu vermelden, die als Wochenendsausflugsort der Einheimischen fungieren, und in denen man sich so fern man mag - ich mochte - mitten im Wald abkühlen und in den Wasserkaskaden rumlungern kann.

Freitag, 25. Januar 2008

Thaipusam - boykottiert

Am 23. Januar war Thaipusam (ob nun mit einem oder zwei "s" geschrieben - da bin ich mir nicht so sicher). Es wird an diesem hinduistischen Festtag Lord Murugan gehuldigt - dem Bruder von Ganesha und damit einem weiteren Sohn von Vishnu (dem Erhalter). Besonders an den Batu Caves ist dieser Tag Anlass für ein riesiges Volksfest und Prozessionen von Menschen, die die Treppen besteigen um in den Höhlen am Haupttempel ihre Wünsche/Danksagungen niederzulegen und etwas heilige Asche auf die Stirn gerieben zu bekommen. Offeriert wird Lord Morugan hauptsächlich Milch, dass in gold-glänzenden Krügen auf dem Kopf oder auf den Schultern nach oben getragen und im Tempel vom Priester dann ausgegossen wird. Das führt dazu, dass der gesamte Bereich nach einer Mischung aus sauerer Milch und Butter riecht und hinterlässt die Frage ob nicht zu Füßen der Statue an der die ganze Milch ausgegossen wird eine extra Abmilchleitung eingerichtet ist, oder ob unter der Statue in einem riesen Bottich die Milch zu Butter getreten wird. Dieser Akt der Darbietung von z.B. Milch dient zum einen der Unterstützung von Wünschen für bestimmte Vorhaben im nächsten Jahr, bzw. der Danksagung für eventuell in Erfüllung gegangene Wünsche des Vorjahres.

Um seinen Wünschen einen stärkeren Ausdruck zu verleihen werden auch tragbare Altäre (vel kavadi), etwa 2 Meter hohe Aufbauten, reich mit Pfauenfedern und Goldornamenten verziert auf die Schultern geschnallt - in der Schleppe folgen dann etwa 20 - 30 rufende singende Menschen, die den Träger des vel kavadis anfeuern, die Stufen nach oben zu überwinden. Weiterhin werden Spieße durch die Wangen gestochen, oder Früchte (Orangen, Zitronen) oder kleine Behältnisse Gefäße mit Milch, oder einfach auch nur Ketten, die von einem folgenden Gläubigen, ähnlich Zügeln gehalten werden mit Haken an der Haut befestigt und nach oben getragen. Alle Einstichstellen werden mit vorher mit heiliger Asche eingerieben. Außerdem rasieren sich viele Gläubige den Kopf und reiben ihn mit einem gelben Pulver ein, dessen Zusammensetzung mir weiterhin ein Rätsel bleibt.

Uns offensichtlich nicht hinduistischen Zuschauern, und wir waren nicht die einzigen, die noch dazu zum hemmungslosen Fotografieren der Aufführung neigen wird kein Besonderes Interesse gezollt, auch wenn es mir die ganze Zeit ziemlich peinlich war den Gläubigen, bei Verrichtung ihrer Rituale mit der Linse zu leibe zu rücken. Es scheint aber so zu sein, dass die bunte Einkleidung und farbenprächtige Gestaltung der Altäre und Piercings durchaus für die Außenwelt auch zur Betrachtung dargebracht wird, jedenfalls legten einzelne Prozessionen immer wieder auch Pausen ein, und posierten und sangen für die Umstehenden.

Wir habe uns den Höhlen am Dienstag abend, also eigentlich am Vorabend zu Thaipussam genähert, wobei die Festlichkeiten sich wohl etwa drei Tage um Thaipusam herum abspielen - nichtsdestotrotz haben wir uns ein wenig über die relative Leere (nicht nur die Affen waren völlig verschwunden) gewundert. Im Vorfeld waren wir immer wieder über die riesige Anzahl von Menschen aufgeklärt worden die dort zu erwarten sei, mit der Überlegung vielleicht doch nicht hinzugehen - wir wollten es uns natürlich keinenfalls entgehen lassen. Es war aber vermutlich ob der unten erwähnten Boykotts viel Platz und man konnte sich gut umsehen - den Rummel der vor den Höhlen aufgebaut war haben wir unbesucht gelassen.

Aus dem Reich der unwahrscheinlichen Zufälle habe sich dann, später am Abend Adel (denn ich zuletzt in Kazan vor 5 Jahren, bzw. kurz in Berlin vor 4 Jahren gesehen habe) und Olaf am Fuße von Lord Murugan eingefunden, um ein paar Tage in KL zu verbringen - und so wohnen sie also jetzt gerade hier in Prof. Yips Apartment, mit unbestimmten Reiseplänen.






Adel in der Haupthöhle (nein nicht der Junge mit den rasierten Haaren und dem gelben Pudertoupée)

Multiethnischer Staat und so

Es wird viel über das Essen gesprochen hier - eigentlich lieber als über das Wetter, vermutlich einfach weil das Wetter nicht so abwechslungsreich ist. Das Essen hingegen schon. Makan, makan, immer wichtig: "Have you tried this - oh you must try banana leaf, nasi lemak, tom yum soup, laksa, nasi ayam, etc. etc." Das funktioniert so gut, weil hier ja immerhin mindestens drei Volksgruppen so stark vertreten sind, dass sie schon nicht mehr als Minderheiten zu bezeichnen sind - weswegen ich auch immer denke, dass Deutschland viel mehr Aus- und später dann Inländer mit Migrationshintergrund bräuchte um die ganze Ausländer raus-Beckstein-Mitte rechts-Debatte aus den Angeln zu heben. Dass heißt man kann hier indisch und chinesisch und malay Essen, oder Fusion, oder International.

Dann im Krankenhaus, viele Kopftücher, viele Inder, viele Chinesen, alle arbeiten irgendwie zusammen und es gibt keine abschätzigen Blicke z.B. von Nicht-Kopftuchträgerinnen, den Kopftuchträgerinnen gegenüber. Der Islam spielt, genau wie die anderen Religionen hier (Hindu, Sikh, Buddhismus, Christentum) eine wichtige Rolle. Wenn man dann aber genauer hinschaut, dann bemerkt man das es gewaltig knarzt an allen Ecken und Enden.

So haben zum Beispiel viele Chinesen oder Inder überhaupt keine Ahnung wie Islam funktioniert - wo sie doch schon in einem islamisch-geprägten Land wohnen. Vielmehr spüre ich in verschiedenen Gesprächen immer wieder ein bis zur dezenten Abneigung reichendes Desinteresse. Die machen das halt so, aber verstehen will ich es eigentlich nicht, kann aber damit leben, solange man mich in Ruhe lässt. Zum Beispiel gibt es so die Vorstellung - und möglicherweise gibt es auch solche Arztanwärter - dass muslimische Ärzte oder Ärztinnen ihre Patienten nicht anfassen dürfen, oder wollen, kombiniert mit der leicht ungläubigen Frage, ob dann den dieser Beruf wohl die richtige Wahl sei. Dass das meiste unserer heutigen "westlichen" Medizin gerade aus muslimischer Kultur sich entwickelt hat spielt dabei keine Rolle, bzw. wird beflissentlich übergangen.

Oder neulich, als Andrea und ich uns zu einem Museumsbesuch aufgemacht haben, saßen wir also hinter dem Muzium Negara, dem National Museum in vor einem Restaurant und hatten uns für einen Milchkaffee entschieden. Vorausgeschickt vielleicht noch das Faktum, das israelische Staatsangehörige nicht nach Malaysia einreisen dürfen - wobei Adel hat in verschiedenen Blogs gelesen, dass für den Fall, dass man als Israeli trotzdem einreisen möchte die Vortäuschung von Staatenlosigkeit zu gewünschtem Transit führt. Wir saßen also, und zum Behufe der Befeuerung einer Zigarette fragten wir einen malayischen Mann, der herumsaß, ob er eben solches beisteuern könnte (dem Glimmstengel in seinem Mundwinkel nach zu urteilen eine rhetorische Angelegenheit). Das hat er dann freundlich gemacht, und sich auch gleich zu uns gesetzt. Es entspann sich ein Konversation, natürlich über unsere Herkunft - und seine - ich frage die Leute nämlich immer einfach zurück, wo sie denn herkommen und übers Reisen. Er machte einen freundlichen Eindruck und wir konnten Einblick nehmen in sein aufstrebendes Restaurantgeschäft (wieder makan), dass er in Zukunft auch auf gefrorene Fertigspeisen auszuweiten gedenkt. Dann plötzlich sagte er: "I like Germany, yes, (dass er schon mal in Hamburg war hatten wir schon früher eruiert), and the Germans. Yes, good country. You know why? You killed the Jews!". Obwohl ich schon verstanden hatte, hatte ich den Impuls nochmal nachzufragen ob ich richtig verstanden hätte. Von da an war kein halten mehr, bis wir uns schleunigst wieder auf den Weg machten. Die volle antisemitische Breitseite, gleich noch mit Amerika und Atombombenabwürfen und sonst irgendwelchen Verschwörungstheorien vermischt. Man hätte kotzen können - und jedes "No, nobody deserves that" meinerseits hatte nur ein "Yes, they do!" zur Folge. Also - wir haben Antisemitismus. Da fangen die Ethnizitäten/Religiositäten schon an zu knarzen.

Dann die Inder - deutlich benachteiligt - wenn man sie mal sprechen hört. Während die Chinesen wenigstens noch einen starken Anteil an der mittelständischen Geschäftswelt hält, bleibt für die Inder, vertraut man ihren Worten nur die unterste Schublade des Einkommensfächers übrig. Dass Malayen staatlich stark bevorzugt werden ist davon noch mal zu unterscheiden - so werden offizielle Posten nur mit Malayen besetzt und auch die politische Repräsentation gleicht im Verhältnis in keiner Weise der realen Bevölkerungssituation. So gab es also in letzter Zeit vermehrt Proteste initiiert von Indern, zum Beispiel gegen die Vorgänge bei Thaipussam. Denn obwohl dieses Fest ein durch und durch indisches ist, und der Oktoberfest ähnliche Rummel um die Batu Caves hauptsächlich von Indern getragen wird, war dieser Tag bis dieses Jahr weder ein offizieller Feiertag - obwohl es schon so viele andere gibt, noch bekamen die Inder die wirtschaftlichen Früchte dieser Bußfahrt zu spüren, das Geld wurde in andere Kanäle wurde abgeleitet (Bestreikt wurde auch die Unterrepräsentation durch die, soweit ich weiß einzige Partei der Inder). Dementsprechend habe sich viele entschieden dieses Jahr Thaipussam, durch das Fernbleiben von den Höhlen zu boykottieren und es war - s. weiter oben - nicht besonders voll.

Abgesehen davon - so hat mir ein Taxifahrer (ein Inder) ärgerlich berichtet, sei Korruption ein Problem. Die Söhne und Töchter von Regierungsbeamten können im Prinzip tun und lassen was sie wollen, sie werden in der Regel der Strafe binnen 2 Tagen entgehen - "but what about us? No, we go to jail." Man arbeitet, als Taxifahrer, oder in einem Restaurant, so lange man kann, um Geld zu verdienen, hat aber eigentlich keine Rechte. Da ärgern natürlich auch besonders solche Sexskandale, wie sie zur Zeit für Aufruhr sorgen, in denen Minister, die auf Video mit irgendwelchen "close friends" bei sexuellen, außerehelichen Aktivitäten aufgenommen werden und hinterher tagelang zunächst bestreiten abgebildet zu sein, dann dass es sich um eine Prostituierte handelt, um dann wenig später doch zurückzutreten - ärgern sagte ich, und werden zu Symbol für die politische Kultur als Ganzes.

Wie es überhaupt mir nicht ganz klar ist (ich habe mich zugegebenermaßen auch noch nicht näher damit auseinandergesetzt) - wie zum Beispiel Politik und Wirtschaft hier zusammenhängen. So sind zum Beispiel die Petronas Towers ausgestattet mit Wachleuten, die so etwas wie "Petronas Polis" auf ihre Uniformen gestickt haben. Petronas, jener Öl- und Energieriese, der sich die Twin-Towers als Monoment gebaut haben, sind an sich ein staatlicher Konzern. Und als solcher haben sie zum Beispiel auch den Bau des neu entstehenden Regierungsviertels Putrajaya, mit einem Sammelsurium aus verschiedenen, architektonisch anspruchsvollen und sehr unterschiedlich gestalteten Regierungsgebäuden, dass ähnlich Canberra in Australien oder Brasilia in Brasilien, als komplett vom Menschen durchkonstruiertes Regierungszentrum aufgebaut wird. Noch ist dort nicht viel los, aber die Besuchermassen, sollen so schnell wie möglich dorthin geleitet werden - wie allerdings zum Beispiel eine politische Kontrolle des Petronaskonzerns unter diesen Umständen noch denkbar ist, wird sehr fraglich - bei unpässlichen Entscheidungen könnte man ja der Regierung einfach den Saft abdrehen.

Schaue ich mich im Krankenhaus um, dann fällt andererseits auf, dass die meisten Consultant-Positionen (Chefärzte), und die überwiegende Zahl der Lecturers (eine Stufe darunter) nicht malayischer Ethnizität sind. Dieser Eindruck beschreibt nur meine subjektiven Erfahrungen im Department of Surgery - die ganze Fakultät ist ja noch erheblich größer, aber von einer recht großen Anzahl von malayischen Medizinstudenten werden nur wenige, wie zum Beispiel die Chefin der Orthopädie (ausgerechnet) in Führungspositionen ankommen. Eigentlich erstaunlich. Andererseits denke ich gesehen zu haben, dass dann noch höheren Führungspositionen, hinein in die Universitätsspitze wieder eher von Malayen besetzt sind, vermutlich weil sie, als Teil des Bildungsministeriums schon wieder als Regierungsbeamte gelten. Es scheint also einen feinen Bruch zu geben, zwischen beruflicher, Kompetenz-, oder Lebensführungs-abhängiger Karrierewahl oder -aussicht, und politisch strukturierten Führungsansprüchen.

Ich meine konstatieren zu müssen, dass es, die Differenzen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen ins Auge fassend recht ruhig und zivilisiert zugeht her, dass aber diese Friede-, Freude-, Freundlichkeit Euphorie, die einen hier, auch mich, überfällt, sich doch langsam an vielen kleinen "Zacken" und Interferenzen der Wirklichkeit bricht - es besteht eine erhebliche Spannung in dieser Gesellschaft.

Die Woche danach -

während ich heldenhaft am nächsten Tag wieder bei Dr. Sia in der Neurochirurgie vorstellig wurde - Edith und ich hatten uns am Vorabend noch mit Letzterem und Prof. Yip zum Abendessen verabredet - nahmen sich Andrea und David noch ein paar mehr Tage Zeit wieder auf die Beine zu kommen - bei hohem Fieber auch kein Wunder. Zwei Tage später dann holte auch mich noch eine letzte Erinnerung an Kambodscha ein, nämlich wiederum Fieber und Durchfall, der mich über das Wochenende hinweg bis Montag hinein flachlegte. Jetzt aber sind diese Dinge überstanden, und hoffentlich kann mich jetzt nichts mehr umwerfen - eine vorsichtige Blutentnahme, die Dr. Sia an der Bürokratie vorbei für mich organisiert hatte, hat keine außergewöhnlichen Werte ergeben.
Ich musste mich, bevor meine Blutprobe ausgewertet werden konnte als Patient in der Notaufnahme "registrieren" lassen, und während man mich nach diesem etwa 5-minütigen Prozess bat Platz zu nehmen bis sich jemand um mich kümmern könnte, kürzte ich den Ablauf energisch ab, indem ich bat mir sämtliche Unterlagen, also meine neu angelegte Krankenakte und die so wichtigen Klebchen, meine Personalien enthaltend, auszuhändigen, einen Doktor hätte ich schon - meiner Nachfrage wurde entsprochen und ich habe mir so die Rechnung erspart - bis jetzt zu mindest.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Die Tempel von Angkor

Unsere Tickets von Sihanoukville zunächst nach Phnom Penh, und im Anschluss weiter nach Siem Reap. Der erste Teil der Reise war relativ unspektakulär und etwa 4 Stunden lang. Dann Umsteigen in Phnom Penh - man muss höllisch aufpassen - zum einen, dass das Gepäck nicht irgendwo anders hin verschwindet, nicht unbedingt weil es möglicherweise geklaut wird, sondern einfach, weil es so ein Gewühl ist, dass Gepäck abzulegen gleichbedeutend ist mit nicht, oder in einen anderen Bus eingeladen werden. Und dann werden einem oft die Tickets abgenommen, weil die Papiertickets die man in der Hand hält nur beweisen, dass man Geld gezahlt hat - ob man dann einen Sitzplatz hat, ist eine ganz andere Frage. D.h. man muss so schnell wie möglich versuchen die Tickets abzugeben und dabei immer seinen Rucksack am Körper tragen. Dann am besten ungefähr 5 Mal fragen wo den nächste Bus fährt - weil da jeder eine andere Meinung hat, und dann, wenn es erlaubt ist so schnell wie möglich in den Bus um noch einen Sitzplatz abzubekommen. Sonst -
kann es auch passieren, dass schnell noch ein Plastikstühlchen rangeschafft wird und man die ganze Fahrt im Gang sitzend verbringt, so wie diese junge Frau. Die Fahrt von Phnom Penh war dann etwas anstrengender, weil die Straße immer schlechter geworden ist, und weil wir auf der Affenschaukel sitzend, zum einen die hebeltechnisch ungünstigsten Plätze hatten, die zum andern natürlich auch noch über dem sich immer stärker überhitzenden Motor lagen - getrennt durch eine Klappe, die immer wieder aufsprang um einen Blick in die Eingeweide freizugeben - und Abgase nach oben durchzuleiten. Bei jedem Stop wurde reichlich Wasser unten reingeschüttet um zu kühlen - wir haben es letzten Endes dann doch geschafft.
Sobald der Bus in Siem Reap zum Stillstand gekommen ist stürmten zahllose Tuk-tuk Fahrer auf uns ein, z.T. sprachen sie uns direkt durchs Fenster an, noch bevor wir überhaupt ausgestiegen sind um uns mitnehmen zu dürfen. Ich hatte dementsprechend, genau wie die anderen ca. 5 Fahrer auf der Pelle, und alle haben mich angeschrien, jeder hatte mich natürlich zu erst angesprochen und jeder wollte mich noch billiger Fahren. Im Nachhinein ist klar geworden warum die das so machen: Sie hoffen, dass man dann am nächsten Tag - bzw. an den nächsten Tagen wieder mit ihnen unterwegs sein wird, so dass das Einkommen gesichert ist. Und so ist es ja dann auch gekommen, wir hatten also im Prinzip zwei Tuk-tuk Fahrer die ganze Zeit mit Geld versorgt. Die beiden waren sehr nett - ich habe, für denn Fall, dass mal jemand hier vorbeikommt auch noch eine Visitenkarte einstecken.
Natürlich- natürlich, die Tempel. Man denkt immer - wir eingeschlossen: Kambodscha - Angkor Wat, da ist doch so ein riesiger alter Tempel irgendwo im Dschungel. Das ist richtig, allerdings ist es nicht ein riesiger Tempel, sondern viele, ganze Städte und Stadtanlagen sind in unterschiedlichen Stadien der Erhaltung, bzw. des Verfalls zu besuchen - weswegen es jetzt, nur zwei Wochen nachdem wir diese Stätten wieder verlassen haben schon schwierig wird die ganzen Fotos die wir, digitale Fotografie sei Dank, gemacht haben zuzuordnen. Und wir haben uns nur mit den wichtigsten Routen und Anlagen beschäftigt. Das angkorianische Reich erstreckte sich im Prinzip von Thailand, entlang des Tonlé Sap, um den großen Tonlé Sap See herum, und nach Osten den Mekong nach Laos hoch, nach  Süden weiter über Phnom Penh hinaus, bis ins Mekong Delta und den heutigen Süden Vietnams. Allerdings hat sich die Gegend nördlich des Tonlé Sap Flusses als ein Zentrum herauskristallisiert, so dass hier die größte bis jetzt erschlossene Anlage zu finden ist. Begonnen hat alles mit der Krönung von Jayavarman II um 790, der eine Vielzahl kleinerer Staaten zusammengeführt und eine erste große Bauphase eingeleitet hat. (Die angkorianischen Herrscher, später dann Gottkönige tragen alle den Titel -varman im Namen, der diese weltlich-religiöse Ausnahmestellung zum Ausdruck bringt). Das obige Bild zeigt das südliche Eingangstor von Angkor Thom, der größten Stadtanlage enthaltend die jüngsten Tempel, bzw. auch ältere Anlagen, die im Verlauf im weiter angebaut wurden. Was eine Zivilisation in dieser Gegend zu Wohlstand gebracht hat war die relativ frühe Erlernung der Kultivierung von Reis in Wasserfeldern. Diese Technik, zu Beginn nur in Abhängigkeit der jährlichen Überflutung angewendet (der Mekong schwillt dabei an, und dreht die Strömungsrichtung im Tonlé Sap um, so dass das Wasser um Phnom Penh herum wieder nach Norden fließt) wurde später, durch die Anlage von riesigen Wasserreservoirs für mehrere Ernten pro Jahr weiterentwickelt. Dabei wird Reis ausgebracht in Felder die einige Zentimeter unter Wasser stehen. Nachdem dann die Reispflänzchen kurz darauf ihre grünen Triebe aus der Wasseroberflächer heraus treiben, beginnt eine sehr kritische Phase von 2-3 Wochen in denen der Wasserstand peinlich genau kontrolliert werden muss, dass die Pflänzchen weder im Trockenen, noch unter  Wasser zu liegen kommen. Im Anschluss beginnt dann die rückenunfreundliche Aktivität, die man normalerweise von Reisbauern im Kopf hat, nämlich das Einsammeln und Ausbringen der jungen Pflanzen in lockerer Formation. Haben sie dann ihr endgültiges Feld erreicht, wird der Wasserstand über lange Zeiträume konstant gehalten, bis der Reis fertig ist. Traditionell das alles mit Wasserbüffeln - während der Zeit der roten Khmer mussten auch die Menschen mit den Büffeln zusammen den Pflug durch die Felder ziehen, Landwirtschaft war ja die bevorzugte und alles überstrahlende Tätigkeit.
Der schönste und gut restaurierte Tempel in Angkor Thom, d.h. innerhalb eines etwa 30 Meter breiten Wassergrabens, hinter der Stadtmauer (die in allen vier Richtungen von den oben gesehenen Toren durchbrochen ist) ist der Bayon Tempel, gleichzeitig die jünste Anlage in der Gegend, erbaut im 12. Jahrhundert von Jayavarman VII - ein Name, der einem bei sehr vielen der Anlagen hier begegnet. Wenn man die Reliefs des Bayontempels beschaut, dann wird klar warum, denn Jayavarman VII hat ein letztes Mal, nachdem die Chams (Siamesen) Angkor überrannt und besetzt haben, diese vertrieben und eine Einigung herbeigeführt. Um seine Herrschaft zu verdeutlichen hat er gebaut wie ein Berserker. Und obwohl dieser Tempel in seiner Ganzheit nicht der best geplante oder elaborierteste ist - er wurde schnell in 3 unabhängigen Bauphasen hochgezogen, vermutlich weil ständig die Sorge vor einem erneuten Einfall der Chams bestand, trägt er jenen kryptischen Steingesichter, wie sie auch schon das Eingangstor oben zeigt. Über 200 überlebensgroße Gesichter wurden gezählt. Es ist dabei nicht klar, ob wir es eher mit brahmanischen, buddhistischen oder historischen Gesichtern zu tun haben und die Theorien hierzu sprießen reichlich.
Hier ein Szene eines Wandreliefs am Bayontempel, was sich mit der großen Schlacht gegen die Chams beschäftigt, damals eine riesige Demütigung für die Angkorianer, ihren Hauptsitz der Gottkönige an ein feindliches Volk zu verlieren. In Lebendigkeit und Detailreichtum sind diese hier nur an wenigen Stellen in Angkor erreicht. Man beachte auch die Mauersteine, bestehend aus Sandstein, der über vergleichsweise große Strecken herbeigeschafft wurde, die nicht alle von der gleichen Größe, sondern eher patchworkähnlich zusammengebaut wurden. Die Bauweise der ganzen Gebäude, auch der Tempelhügel (mehrere Plateaus, die dann zu einem Tempel sich erheben benutzte leicht zu formende Lateritsteine als Unterbau (sehr großporige Steine, die, wenn ichs richtig verstanden habe, ähnlich wie Ton gestochen werden und dann nach der Herstellung der richtigen Form an der Luft sehr hart werden), in dessen Zentrum Erde komprimiert wurde. Das ganze wurde dann mit Sandstein gedeckt, der zum Teil mit Reliefs ausgearbeitet wurde, z.T. auch mit Fresken aus Kalksteinstuck verziert, angemalt oder sogar mit Gold überzogen wurde. An manchen Stellen sind diese Fresken sogar noch zu bewundern.
Hier ein Wachlöwe - damals ein symbolisches Wachtier für die Gottkönige.
Die meisten Anlagen funktionieren auch heute noch als Gotteshäuser, oder Stätten der Anbetung im buddhistischen Sinne.
Möglicherweise nicht so gut zu erkennen, aber all die turmförmigen Gebilde oben tragen auf allen vier Seiten, in jede Himmelsrichtung eines von den riesigen Gesichtern (etwa 3 Meter hoch). Die angkorianische Zivilisation ist ursprünglich von indischen Gottheiten beeinflusst - diese erste Religiosität ist zunächst alles bestimmend. Dabei spielen drei Hauptgötter eine immer wiederkehrende Rolle: Brahma (der Erschaffer - oft erkennbar an vier Gesichtern, die in alle vier Himmelrichtungen zeigen) - obwohl eher selten ausgeführt, Vishnu (der Erhalter - und ihn zu erkennen wird schon komplizierter, weil er 10 Leben hatte, oder besser 10 Erscheinungsformen, so dass Vishnu in unterschiedlichen Zusammenhängen, als Mann, als Schildkröte als Krishna - oder sogar, um die religiöse Interferenz komplett zu machen als Buddha auftaucht) und Shiva (der Gott der Zerstörung, oftmals tanzend dargestellt - der Tanz der Zerstörung. Gerade ob seiner Rolle als Auflöser hat er eine ganz zentrale Rolle gespielt, als notwendiger Teil des Lebens und der Reinkarnationskette). Diese drei Götter sind die Hauptweihgeber, es gibt aber noch viele andere - z.B. Ganesha, Shiva's elephantenköpfiger Sohn, oder Garuda, ein vogel-menschliches Wesen, oft als Vishnu's Reittier fungierend. Im 12. Jahrhundert kam dann der buddhistische Glauben dazu - anders als der heute hauptsächlich praktizierte Theravada (kleines Vehikel)-Buddhismus wurde damals er Mahayana (großes Vehikel)- Buddhismus praktiziert. Und dann beginnt die große Vermischung. Es ist gar nicht so leicht zu verstehen, wie das funktioniert haben mag, aber zum Teil wurden Tempel so gebaut, das drei Viertel den brahmanistischen Hauptgöttern, und ein Viertel Buddha geweiht war. Zum Teil wurde in nach-angkorianischer Zeit im Verlauf der Jahrhunderte Veränderungen an der Bausubstanz vorgenommen - z.B. riesige liegende Buddhas in Mauern eingemeiselt. Die hinduistischen Götter spielen heute keine Rolle mehr - der Buddhismus wieder nach der Niederschweigung während der Khmer rouge-Zeit wiederbelebt und praktiziert.
Hier die Nasenhaarperspektive einer dieser Köpfe.
Wieder eine Schlacht, vermutlich gegen die Cham.
Dies nebenan der Bapuon-Tempel, eigentlich vielleicht sogar die größte Tempelanlage in Angkor Tom - eigentlich, weil man sich nicht so sicher sein kann. Ein vor der Khmer-Rouge Zeit begonnenes Restaurantionsprojekt hatte diesen Tempel langsam auseinandergebaut, und die Teile, wie es unter Archäologen Sitte ist fein säuberlich aufgelistet, um hinterher das Puzzle wieder orginalgetreu zu lösen. Irgendwie - man mag durchaus an Mutwilligkeit denken, sind die Pläne verschwunden (während die roten Khmer sich von der Geschichte losgesagt haben, um einen Neustart zu beginnen) und so ist die heute Restauration ein wirkliches Puzzle, nur sind die Einzelteile so schwer, dass einfaches rumprobieren, bis man ein Eckstück gefunden hat vermutlich sehr anstrengend ist. Überhaupt vielleicht noch ein Wort zur Restauration: Man wundert sich an ganz vielen Stellen wie viele Steine und Säulenfragmente etc. einfach so am Boden verstreut und unaufgeräumt im Wald herumliegen. Man schlappt hier als Tourist in Horden kreuz und quer über Sandstein Ruinen und Steinhäufen, die einfach noch nicht wieder in ihren Orginalzusammenhang eingefügt sind. Man könnte sich das in Deutschland so überhaupt nicht vorstellen, die Absperrbänder wären ubiquitär und man könnte nichts anfassen, bzw. wahrscheinlich nur die Hälfte besuchen bevor nicht alles feinsäuberlich wieder zusammengebaut und mit geeigneten Laufstegen versehen wäre, so dass nicht alles zertrampelt, geklaut oder angetatscht wird. Dazu fehlt einfach das Geld und jede Restauration, die hier zustandekommt wird immer abschnittsweise in Kooperation mit internationalen Geldgebern ausgeführt - so sind die Deutschen z.B. an einer Ecke von Angkor Wat tätig.
Hier also der Zugang zum Bapuon Tempel - die Pyramide im Hintergrund in Restauration begriffen, links und rechts zu dem Eingangsweg zwei Wasserreservoirs.
Die Bäume- an vielen Stellen weggeräumt, an vielen Stellen aber auch Stück für Stück die Mauern wieder auseinanderbrechend.

Hier die Phimeakaspyramide in den königlichen Quartieren, etwa 50 Meter vom Bapuon und 150 Meter vom Bayontempel entfernt. Die rötlich-porösen Steine im oberen Bild sind Laterit, also jener Unterstein, der Sandstein ist an vielen Stellen schon abgefallen. Man muss sich im Übrigen klarmachen, etwas was auf Fotos nur schwer einzufangen ist, nämlich die unmässige Steilheit der Tempelpyramiden. Die Stufen sind schmal und abgewetzt und man klettert zum Teil wirklich auf allen Vieren - um nicht rückwärts 10 Meter runterzupurzeln.

Und nochmal 50 Meter weiter Preah Palilay ein sehr kleiner Tempel, der hauptsächlich wegen der vielen daraufwachsenden Bäume ganz reizend zu betrachten ist.

Vorne dran, den königlichen Boulevard säumend die Elephanten-, bzw. "Leprakönig"-Terrasse. Wir schauen im obigen Bild die Terrasse entlang - auf ihr stehend. Geradezu am Ende der Terrasse liegt der Bayon Tempel, rechts, hinter der Terrasse der Bapoun Tempel, Phimeanas und Preah Palilay. auch links über den Platz hinüber stehen noch einige Anlagen. Vermutlich war diese Terrasse in Gebrauch zur Abnahme von Paraden/Prozessionen. Der Name leitet sich für die eine Terrasse ab, von den im unteren Bild zu erkennenden, die ganze Terrasse säumenden Elefantenköpfen, die mit ihren Rüsseln Lotusblüten aus dem Boden ziehen. Die "Leprakönig"-Terrasse liegt direkt daneben und heißt so, ob einer Statue die man darauf gefunden hat, die vermutlich weil sie schon ziemlich erodiert war die Menschen an eine Person mit Lepra erinnert hat. Fast alle der Namen, die heute für die Tempel vergeben sind, sind genau wie obiger neue Namen, über die alten Bezeichnungen für diese Tempel weiß man oft nichts.


Einer der Tempel, Ta Prohm, wurde, bei der "Entdeckung" durch die Franzosen in seinem natürlichen Zustand belassen, d.h. man entschied, dass die Nachwelt auch Nachempfinden können sollte, wie die Tempel vorgefunden wurden. In anderen Worten, es wurden nur wenige Bäume gefällt, und man kann sehen, wie die Bäume, einmal als kleine Schösslinge auf den Mauern ausgesät ihre Wurzeln Jahr um Jahr würgend in und um die Mauern schlingen. Solange, bis die Steine wieder am Boden liegen, bzw. nur noch durch die Wurzeln zusammengehalten werden. Wer an "Tomb Raider" (irgendeinen dieser Filme) denkt hat recht, Angelina Jolie ist nämlich auch schon hier herumgeturnt.





Und dann Angkor Wat (Angkor Tempel), mit seinen fünf zentralen Lotusblüten nachempfundenen Türmen. Natürlich besonders schön im Abendlicht.
Hier ein paar der überall, in den Tempelanlagen verstreuten Apsaras, göttliche Tänzerinnen.
Die Tempelanlage, die mit ihren Mauern eine ganze Stadt umschließt, fotografiert über den, außenherum angelegten Graben, der einen Umriss von 1,5 mal 1,3 km umfasst.

Hier eine der sogenannten "Libraries", Nebengebäude, innerhalb fast jedes Tempels zu finden, die vermutlich der Aufbewahrung von Schriften dienten. Das Bild ist glaube ich falsch rum - aber weil man's eh kaum sieht, ob des davor angelegten Teiches, lass ich's mal sorum drin...
Die Tempel sind fast alle in verschiedenen Stufen angelegt, so dass man sich von Hof zu Hof zur zentralen Anlage vorarbeitet. Im Zentrum von Angkor Wat die bekannten Lotustürme, hier, einen Hof weiter zwei große Becken - vermutlich die gottköniglichen Schwimmbecken?
Leider war zum Zeitpunkt unserer Anwesenheit der zentrale Schrein, der noch einmal 7 m höher ragt wegen Restaurationsarbeiten nicht zu betreten.
Hier ein paar Eindrücke, der den Tempel umspannenden Galerien, die durchaus von unterschiedlicher Qualität Schlachten und Schöpfungsmythen darstellen. Die kunstvollsten sind sehr beeindruckend, und wenn man sich schon ein paar Tage mit hinduistischer Mythologie beschäftigt hat erkennt man zunehmend mehr der dargestellten Gottheiten und Szenarien.



Hier beim Ananassnack - man muss sich um das leibliche Wohl eigentlich nirgends hier in Südostasien Sorgen machen, regelmäßig frisst man sich von Kleinigkeit zu Kleinigkeit durch den Tag.
Und so kommt das leibliche Wohl zu den Verkäufern.
Mal wieder ein Aufstieg.
Wie gesagt - Moped reicht für fast alles, auch große Autoanhänger.
Am dritten und letzten Tag haben wir uns die etwas außerhalb gelegenen Tempel angeschaut: Banteay Srei (ein im Verhältnis sehr kleiner Tempel, der dafür aber über und über mit unglaublich fein ausgearbeiteten, zum Teil schon fast dreidimensionalen Fresken bedeckt ist und aus einem rötlichen schimmernden Sandstein gebaut ist. Entsonnen wurde dieser Tempel nicht von einem Gottkönig, sondern von einem sehr hohen Offiziellen, der ob seiner loyalen Dienste mit Land und Menschen beschenkt wurde, und mit diesem Bau seine Ergebenheit auszudrücken gedachte), Banteay Samré (nichts herausstechendes) und die Tempel der Roluos Gruppe (insgesamt drei, die aus einer früheren Bauphase stammen).






Die größte Nähe, die ich zu einem Wasserbüffel aufzubauen vermochte - leider, ich wäre sonst noch näher ran, hat in diesem Moment die Batterie meines Fotos den Geist aufgegeben - wie überhaupt die Tempelanlagen so dermaßen fotogen sind, dass mit einer, wenn auch leistungsstarken Batterie höchstens der frühe Nachmittag knipsend zu erreichen ist.
Auch die Klassiker der Fortbewegung und des Transports sind bisweilen noch auf den Straßen zu finden.
Dies die Tempel der Roluos-Gruppe.
Diese Naga bewacht den Preah Ko der Roluos Gruppe. Nagas sind mythische Schlangen, die die Verbindung zwischen Menschen- und Götterreich herstellen, weswegen sie ab etwa dem 10. Jahrhundert an den Eingängen der Tempel, bzw. den Übergängen über die Gräben zu finden sind, oftmals gehalten von Göttern oder Dämonen (s. auch der Eingang zu Angkor Thom). Die Anzahl der Köpfe, die aus einem einzelnen Schlangenleib sprießen variert dabei zwischen 5, 7 und bisweilen auch 9.

Staubig war's überalle in Kambodscha, weswegen wir irgendwann die Atemmasken immer mitgenommen und bei den Tuk-tuk Fahrten auch benutzt haben.
Man hat den Vegetarier in der Spring Roll kaum rausgeschmeckt - wir waren allerdings von der Idee begeistert und haben uns vorgestellt, wie wohl die Jagd funktionieren mag. Bilder von rennenden Birkestockträgern, mit einer panisch in der Hand gehaltenen letzten wabbelig-weichen, dafür aber freilaufend hergestellten Karotte und wenige Meter dahinter ein hackemesser-schwingender, frivoler, chinesischer Chef mit leichtem Ansatz zur Plautze und speckiger Schürze...
Hier übrigens eine von den Ratten, die im Restaurant unterwegs waren und sich auf die unbesetzten Nachbarstühle/-tische hochgearbeitet haben, um herauszufinden, ob noch was essbares abzustauben wäre.
An unserem letzten Tag habe wir uns zu einem Tuk tuk-, Moto-, Bootsgestützten Ausflug zu einem der auf Stelzen gebauten Dörfer des Tonlé Sap Sees entschieden. In diesem Falle nach Kompong Phluk. Sobald man die Städte, und Siem Reap ist schon nicht besonders groß verlässt kommt man in sehr ländliche Gegenden, wo die Menschen völlig anders Leben. Erstaunlicherweise sind fast alle Häuser, auch eben in nicht überfluteten Gebieten, auf Stelzen gebaut, wobei unter dem Haus meist Hängematten und Tische/Fahrzeuge geparkt sind. Möglicherweise verhindert diese Bauweise auch zu nahe Bekanntschaften mit Kriech-, und Krabbelgetier.
Die Leute bauen Reis an und fangen Krabben und kleine Fische aus winzigen Tümpeln und Bächen, zum Teil auch mit diesen im Bild kaum zu erkennenden runden Wurfnetzen. Man lässt sich hier durch transportieren, als würde man einen anderen Stern besuchen - wobei die Außerirdischen sehr freundlich und genauso interessiert wie wir ihre Gegenüber beschauen.
Da wir während der Trockenzeit unterwegs waren hat sich unser Weg zum Stelzen Dorf aus verhältnismäßig viel Landtransport und nur wenig Wassertransport zusammengesetzt, zu Beginn auf unglaublich schmalen und seichten Wasserwegen, wohingegen die Boote während der Regenzeit schon viel weiter vom See entfernt eingesetzt werden können. Interessant war auch zu beobachten, wie unserer Motofahrer schon auf der größeren vorgelagerten Landstraße gewartet haben, um dann neben unseren Tuk-tuks einzuschwenken und sich bei den Fahrern zu erkundigen, ob wir vielleicht ihre Dienste benötigen würden, so dass an der Stelle, an der die Straße so schlecht wurde, dass wir vom Anhänger direkt auf das Moto umsteigen mussten schon genügend Fahrer bereitstanden - wir hatten schon ein bißchen Sorge, was wohl verhandelt wurde.




Schließlich in Kompong Phluk angekommen sind wir von einem größeren in ein kleineres Boot umgestiegen und wurden dann von einem fröhlich auf Englisch vor sich hin radebrechtenden Jungen mit einem Paddel durch die im Wasser wachsenden Wälder gepaddelt. Auf dem Weg hinaus hatte ich im Übrigen mir von einer auf einem eigenen Boot an unseres angedockten Frau ein paar Schulhefte und Stifte gekauft, die mir zum Behufe der Verteilens in der Schule ausgehändigt wurden. Leider war an diesem Tag die Schule geschlossen, so dass ich das Paket auf dem Rückweg an noch etwas zu junge Kinder gegeben habe, die sich trotzdem ziemlich gefreut haben. (Und die Hefte wahrscheinlich dem nächsten Touristen weiterverkauften...)

Interessanterweise wurden neben den unvermeidlich Fischen (unten in dem Bambus-umzäunten Wasser) auch Schweine und Hennen auf dem Wasser gehalten, nämlich in Ställen auf den Fischbecken - vermutlich zur Nahrungskettensicherung. Krokodile waren in einem Bretterverschlag gelagert, wenn auch nur in sehr geringer Zahl.

Und der letzte erschöpfte Abend in Siem Reap. 
Wir waren alle etwas angeschlagen, sei es nun Unwohlsein mit oder ohne Fieber und mit oder ohne Durchfall. Irgendeine Bazille hat von uns während der zwei Wochen jeder mal abgekriegt, Andrea leider so ungünstig, dass sie sich heldenhaft, dem Kollaps sehr nahe durch den Heimweg quälen musste - ich hätte, die anfängliche Durchfallepisode mir wieder ins Gedächtnis rufend keine Lust gehabt diesen Weg so auf mich zu nehmen.
Doch - nach diesem Foto - ging die Nacht erst richtig los. Wir waren noch schön Essen (also die von uns die etwas zu essen in der Lage waren) und Bier trinken. Als wir dann ins Guesthouse zurückkamen haben wir dort, skatspielend, weitergemacht, solange bis von der, den Zimmern vorgelagerten Galerie ein Mensch meines Alters nach einer Ambulanz gerufen hat. Mein Blatt war sowieso nicht so gut, so dass ich, nachdem er mir auf Nachfrage erklärt hat, dass jemand einen Krampfanfall durchlitten hatte, meine Karten auf den Tisch fallen ließ um mal ein bißchen Arzt zu spielen. Der junge Mann, ein Schwede lag sabernd auf der Seite, der Krampf war nach etwa 10 Sekunden wieder vorbeigewesen und erstaunlicherweise sind mir und David ziemlich schnell alle wichtigen Fragen der Anamnese eingefallen (trotz zu der Zeit schon beträchtlichem Bierkonsum) und wir konnten den zuvor rufenden Kanadier, der den Krampfenden nur seit wenigen Tagen zufällig kannte beruhigen. Allerdings wollten weder David und ich uns mit einem "Gelegenheitskrampf" verantwortlich machen für eine nicht erfolgte fachgerechte Nachuntersuchung im Krankenhaus. Der Schwede hatte ein "Happy Pizza", also eine mit Marihuana versetzte Pizza zu sich genommen und seitdem abgebaut. Wir erfuhren auch, dass es wohl noch einen echten mitreisenden schwedischen Freund im Guesthouse nebenan gab, der allerdings erst bei zweitem Klopfen meiner Schwester bereit war uns im Taxi schlurfend zu beehren - es war ihm reichlich egal, wie es seinem Freund erging. Interessant war noch der Teil während dem ich und ein anderer umstehender Schwede denn Kranken, der im Übrigen einen nur durch Abwehrreaktionen durchbrochenen kaugummiartigen Tonus hatte über die zwei sehr schmalen und steilen Treppen zum wartenden Taxi trugen - habe ich schon erwähnt, dass wir immer wieder mit wiederaufgestoßenem Mageninhalt zu kämpfen hatten, der den betreffenden Schweden auch noch glitschig machte. Wir sind also zu dritt mit zwei Taxifahren und dem Patienten ins Krankenhaus gefahren - wo ich doch eigentlich grade zwei Wochen mal nicht dahin wollte. Anders als erwartet fanden wir uns in einem marmorausgekleideten hochklimatisierten und mit Flachbildschirmen ausgestatteten Touristenkrankenhaus wieder, in dem das Zimmer - ohne medizinische Intervention 400 $ am Tag kostete - der Schwede wird sich geärgert haben. Die beiden Bekannten habe sich nach der ersten Einschätzung durch den etwas effeminiert wirkenden thailändischen Arzt entschlossen mit im Krankenhaus zu bleiben, der Zweitschwede hat sich gleich in der Lobby zum Weiterschlafen auf eine Couch ausgebreitet.
Ich meinerseits bin mit den beiden Taxifahrern wieder ins Guesthouse gefahren, und nachdem hier schon alles zu war, und ich meinen Unwillen darüber geäußert hatte, hat der eine Taxifahrer sich bereit erklärt noch etwas Bier zu organisieren - da war es ungefähr 12. Danach haben wir noch mit besoffenen Australier/Briten und Finnen Gespräche über Land, Leute und das Reisen geführt - Edith hat die Stange gehalten.
Viel interessanter war aber eigentlich die Unterhaltung mit einem der Angestellten der Unterkunft, der mit der Tochter des Chefs auf dem Arm umherlief - er war abends der Babysitter. Er erklärte uns, wie er von einem Reisfeld nach Siem Reap gekommen war, wie schwer die Situation für Tuk-Tuk Fahrer, wegen der großen Konkurrenz sei, und dass er aber trotzdem gerne ein Eigenes besitzen würde, um vielleicht doch mehr als die derzeitig ausgezahlten 40$ im Monat zu verdienen, und mehr zu seiner Familie schicken zu können, zu der er im Übrigen am liebsten wieder zurückwollte. Eine traurige Geschichte - und ich wollte ihm Helfen, denn ich hatte ja noch ein paar Riel in der Tasche. Aber das geht gar nicht so einfach, denn ich wollte ihn in keiner Weise für seine Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit bezahlen, noch eine Hierarchie aufbauen, die zwar schon den ganzen Abend vermutlich bestanden hatte, aber nicht Thema war. Ich habe ihm dann trotzdem Geld gegeben - vielleicht 10$. Das Dilemma konnten wir nicht lösen, aber ich, wir, meine Schwester und ich, haben versucht die Freundlichkeit einfach zu genießen, und nicht über Bezahlung und Dienstleistung und sozio-ökonomische Unebenheiten nachzudenken. Zu dieser Freundlichkeit gehörte im Übrigen noch weiteres angebrachtes Bier und eine extra für uns spät in der Nacht organisierte Delikatesse, nämlich halb-ausgebrütete Enteneier. Dabei wird die Schale entfernt, der Embryo und die restlichen Eireste zerteilt und mit Pfeffer und anderen Kräutern zusammen gegessen. Geschmacklich auf alle Fälle gut - wie vorherzusehen eine Mischung aus Geflügelfleisch und Ei - ist auch hier, wie bei einigen anderen, zumeist chinesischen Essen das Problem die Textur: also das Gefühl von Federn und einem, zwar knusprigen aber eben vorhandenen Schnabel im Mund ist doch Würgreiz-erregend, obwohl ich mich tapfer geschlagen habe um dann so gegen 4 völlig am Ende ins Bett gefallen bin.
Die Heimreise, die am nächsten Morgen um 6:30 begann war dementsprechend nur schwer zu ertragen, ich glaube nüchtern war ich am Nachmittag um 4.