Mittwoch, 28. November 2007

Can can

Zweiter Tag heute im Krankenhaus, die Gelegenheitsbauchkrämpfe nehmen an Frequenz und Heftigkeit ab. Nur das Kopfweh schwirrt mir noch im Kopf herum. Breast Clinic ab 8 bis 15:30 Uhr oder solange, bis keiner mehr draußen sitzt. Und man muss sich die Clinic wie so eine klassische amerkanische Walk-in Clinic vorstellen, nur bei heute etwa 35-40°C, rammelvoll, lauter kränklich aussehende Leute die sitzen und gehen und warten. Genervt zu schauen trauen sich die meisten gar nicht. Das UMMC ist wird als Unikrankenhaus vom Bildungsministerium bezahlt und ist für die Patienten teuerer als die vom Gesundheitsministerium getragenen General Hospitals. (Ganz abgesehen von den vielen privaten Kliniken natürlich). Für viele ist der Trip ins University of Malaya Medical Center eine große Ausgabe und viele können sie sich auch gar nicht leisten. Dann gibt es aber einen Social worker, der die finanzielle Situation evaluiert und Freistellungen ermöglicht.
Prof. Yip macht dann eine Einfraushow los die sich gewaschen hat: Ich denke sie allein hat 80-90 Patienten gesehen und dabei immer in den Interimspausen die anderen Medical Officers (etwa 4 oder 5 parallel) mit unterstützt. Dabei kommt alles, von psychosomatischem Brustschmerz, über postmenopausale Beschwerden hin zu Knoten in der Brust und post-Op Follow-ups. Jede bekommt dabei ein "can" ein schulterklopfendes -lah, ein "don't worry you're fine" mit auf den Weg und verlässt eher lächelnd die Sprechstunde. Außer die Brustkrebse, die nicht mehr zu retten sind. Und es gibt sie hier zu sehen, exulzerierte, metastasierte, die ganze Brust zerfressen habende Tumoren, die oft wegen Angst vor der Kosten oder dem Glauben an andere Heilverfahren nicht therapiert werden. Prof. Yip scheint es sehr pragmatisch zu nehmen: sie macht was machbar ist - und das bedeutet auch so viele Patienten wie möglich zu sehen - und was nicht zu machen ist, muss man so hinnehmen. Auch ganz reizend ist die ziemlich schmerzfrei Art, mit der man hier mal dicke Nadeln in irgendwelche "Breastlumps" reinsteckt, also kurz Alkoholwischerchen drauf, und dann rein die Nadel und mal schauen ob es eine Zyste ist. Dann kommt der BH wieder drüber und fertig ist die Diagnose, da wird nicht lange mit aseptischen Bedingungen rumgeschustert, oder Lokalanästhesie, oder was dem zuckenden Weißbrotstudenten sonst noch so einfallen würde. Zack - Diagnose gefestigt, danke, "don't worry, lah" "Next".

Dienstag, 27. November 2007

Farewelldinner für Nadja und Hannah

Ein Kochmarathon zur Erzeugung deutscher Gerichte ereignete sich zur Vorbereitung des Abschiedsessens von Nadja und Hannah. Für sie ein Abschied für mich ein Kennenlernen der ganzen wichtigen Chirurgen. Hier mal ein paar Bildchen davon:
Die beidem in Punjabi-Kleidern:

Der Essenstisch:

Der rechte Teil der Party (Dr. Sia links, Prof. Yip beim SMSen auf der Couch):

Der linke Teil der Party (Dr. Margret in der Mitte, Dr. Sia rechts):

Aus dem Staatexamen:

In ihrer verschwitzten ersten Hilfe kommt zu Ihnen ein 26-jähriger Patient, in stabilem Allgemeinzustand. In radebrechendem Englisch erklärt er Ihnen, dass er vor wenigen Tagen zu einem "clinical elective" aus Europa angereist sei, und plane die nächsten vier Monate hier in Südostasien zu verbringen. Nachdem er die Reise gut vertragen und eigentlich kaum unter Jet-lag gelitten habe, habe er seit dem 4. Tag gefröstelt, ohne Temperatur zu messen, abends seien dann Kopf- und Gliederschmerzen dazu gekommen. Initial sei keine Übelkeit, kein Erbrechen, Effloreszenzen oder andere Infektionszeichen aufgetreten. Während der nacht habe er gefroren und daraufhin das Fieber mit 39,3°C gemessen. Die zweimalige Einnnahme von Ibuprofen 400 mg im Verlauf von 8 Stunden und Eiswürfel um den Kopf haben die Temperatur gesenkt. Am Abend des 5. Tages seien dann kolikartige Bauchschmerzen und Inappetenz hinzugekommen. Der Stuhlgang sei seitdem flüssig, bräunlich, z.T. mit blutig-schleimigen Auflagerungen und unverdauten Essensresten, mit einer Frequenz von etwa 3x Tag. Die orale Rehydratation sei suffizient möglich, Urin werde normal produziert. Bei Nahrungsmittelkarenz Persistenz des Durchfalls (im Verlauf ohne blutige Beimengungen), und Rückläufigkeit der Allgemeinsymptome, inzwischen (Tag 6.) nach sporadischer Paracetamol 500 mg Einnahme auch wieder Nahrungsaufnahme möglich. Nach Erhebung einer relativ unauffälligen Ernährungsanamnese haben Sie folgende Differentialdiagnosen/Therapien im Kopf:

1) Retroperitoneale Ursi gummi Infektion
2) Bakterielle Ruhr (Shigellen)
3) Behandlung mit Metronidazol
4) Amöbenruhr (Entamoeba histolytica)
5) Behandlung mit Ciprofloxacin
6) Yersinien, EHEC Infektion
7) Adeno-/Rotavireninfektion
8) Genügend orale Hydratation und Ball flach halten
9) Nur noch mitgebrachte Lebkuchen Essen

a) nur 3 + 7 sind richtig
b) nur 3 + 4 sind richtig
c) alles Blödsinn, richtig ist: (bitte als Kommentar einfügen)
d) nur 9 und 5 sind richtig falls 4 minus 5 auf der Grundlage von 6 falsch ist
e) weiß ich auch nicht.
f) MC-Fragen sind scheiße
g) nur 2 + 8 sind richtig

Montag, 26. November 2007

Aus der Kategorie Unterschiede und Gemeinsamkeiten-

egal wie warm das ist - am Samstag morgen wird das Auto geputzt:

Donnerstag, 22. November 2007

Theater lah!


KLPac - steht für KL Performing arts center, und neben anderem gibts da auch ein Theater. Und jenes besuchten wir - in einem alten Bahngebäude, das jetzt in schönster Bauhausmanier mit sichtbaren feuerresistent beschäumten Stahlträgern und Rohren und offengelegten Klinkerwänden einem alten zur Kulturstätte umgewandeltem Industrie-/Bahngelände in Deutschland in nichts nachsteht. Dort gab es zum einen ein neues Stück von Neil Labute (Wrecks) - der innere Monolog eines gerade zum Witter gewordenen erfolgreichen Geschäftsmannes, ein Ein-Mann-Szenario, welchem sich der Schauspieler bravourös genähert hat. Mitgenommen hat uns drei (Nadja, Hannah und mich) liebenswerterweise Dr. Sia, seines Zeichens Neurochirurg und role model für viele Ärzte die mir im PJ bis jetzt so begegnet sind, denn er ist der Meinung, dass nur gute Lehre und ein freudvolles elective einem Studenten bei der Wahl seiner späteren Spezialisierung helfen kann. Dementsprechend steht er meinem zaghaft geäußerten Ansinnen Pädiater zu werden mit einem - "Let's see if I can't convince you to become a neuro surgeon!" entgegen.



Abgesehen davon gab es auch ein T-Shirt zum ebenfalls dort inszenierten Pygmalion - und mein Amusement zwang mich zu einem Kauf. Hier also die relativ unauffällige Vorderseite:

Aber dann im Rücken:

Gut - zugegeben,


es gibt Affen auf dem Unicampus...

Briefadresse

Wer zum Füller greifen mag:

CH Yip
c/o Georg Weikert
702 Blk B Uni Tower
28 Jln University
Sek 11 46200 Petaling Jaya
Malaysia

Mittwoch, 21. November 2007

Apropos Dubai


- der Flughafen in Dubai ist, die realen Proportionen mal ins Auge gefasst viel eher eine riesige (derzeit findet eine Aufstockung von 7000 auf 15000 qm statt) duty-free shopping mal mit angegliederten Gates und interessantem Ausblick auf startenden und landende Flugzeuge. Kaum befindet man sich dann in der Luft sieht man nach 2-3 absurden Grünanlagen (Golf, etc.) nur noch Wüste.


Indien hat sich dezent unter einer, immerhin sehr lebhaft gestalteten Wolkendecke bedeckt gehalten.
Ähnlich meinem linken Auge im Verlauf der Reise.

Kuala Lumpur - Singapur - Dubai - Frankfurt - Berlin

- wenn man diese Route rückwärts nimmt kann man auch im deutschen Winter bei warmfeuchter Wohligkeit mit den Fingern der rechten Hand Reis und Delikates vom Bananenblatt essen - was sich dann als erstaunlich einfach erweist; und möglicherweise würde einem dann halbwegs durch das Mittagsessen auffallen, dass es neben den Indern, die mit Verve das Essen in den Mund tätscheln, auch Chinesen gibt, die dafür Messer und Gabel verwenden, woraufhin man dann als bleicher, schlechtrasierter und gejetlag- und sprachgehandicapter Neuankömmling, konzentriert woanders hin schaun würde um lässig weiter zutätscheln. Alles in allem ist es sehr schön mit Fingern durch das Essen zu streicheln - besonders gekonnt vorgetragen von einem beschnäutzten Menschen, der die zum Röllchen geformte Hand mit Reis belud, um sie dann mit einer, hypothetisch nicht einmal der Queen abträglichen Winkbewegung in den Mund zu entladen.

Wenn man sich zum Aufwärmen auf den Balkon begibt - ein, bei der herrschenden Innentemperatur durch und durch sinnloses Vorhaben, so sieht man eigentlich von 1,3 Millionen Einwohnern wenig, denn in alle Himmelsrichtungen ziehen sich mit dichter, nach botanischem Garten duftender Flora und Fauna bedeckte Hügel sanft empor, so dass ich gar nicht richtig überblicken kann, wo denn die Zwillingstürme sein mögen - vielleicht ein Problem der Niedrigstockigkeit meiner Behausung (7. anstatt des 11.).
Linksverkehr sollte natürlich ohne Bedenken abgeschafft werden - es hätte wesentliche Vorteile: so zum Beispiel der nachfolgende Boom der Autoindustrie, die in Folge einer solchen Gesetzesänderung viele Auto umrüsten oder gar neu verkaufen könnte, zum anderen würde sicherlich die Zahl der fatalen Unfälle, deren eine Partei vom gemeinen Kontintentaleuropäer gestellt wird deutlich sinken und als Folge wären die politischen Beziehungen weit entspannter.