Sonntag, 27. Januar 2008

Putrajaya - eine Geisterstadt auf hohem Niveau

Diese Stadt liegt, flankiert von Cyberjaya, etwa auf halben Weg, nach Südwesten zum Flughafen - und ist dementsprechend über den Flughafenexpress angebunden - wobei man sich fragt wozu. Es handelt sich hierbei um eine künstlich, und gänzlich vom Menschen aus dem Nichts erschaffenen Stadt, die zu Beherbergung der Regierung angelegt wurde und sich dann eigentlich auch als Tourismusattraktion etablieren sollte. Das Geld stammt, wie eigentlich immer hier in Malaysia von Petroliam Nasional Inc. (Wer genau aufgepasst hat erkennt darin die buchstabenweisende Grundform zu Petronas), das staatlich Ölunternehmen, welches in seinen Geschäften direkt dem Premierminister untersteht. Filz - Filz!

Jedenfalls hat man sich gedacht, so 350000 Einwohner würde so ein Städtchen, das die ganzen Regierungsgebäude enthält schon fassen können müssen, und gut aussehen sollte es ohnedies, so dass man verschiedene Architekten angeheuert hat um ein von Kunstseen umschlossenes Kunstwerk in Szene zu setzen. Dummerweise sind bis jetzt nur 35000 Leute dort angekommen, und wenn ich eine Prognose abgeben sollte, so werden auch nicht viel mehr dorthin auswandern, es gibt nämlich einfach nichts, weil vorher schon nichts da war. Abgesehen von sehr vielen sehr dunkelhäutigen Menschen, einige geradezu schwarz, ein Bild, was in KL mir so noch nicht begegnet ist, so dass wir schon den Verdacht hatten, ob man nicht Immigranten versucht dort anzusiedeln.

Wir nahmen also einen Bus von dem etwas außerhalb gelegenen Bahnhof, um die in Form eines Hundeknochens angelegte "Hauptinsel" mit ihrer massiven Sichtachse zu erreichen. Am einen Ende des etwa zwei Kilometer langen (und vielleicht 150 Meter breiten) Hauptboulevards liegt der Präsidentenpalast, am anderen Ende ein an eine Muschel erinnerndes Konferenzzentrum. Dazwischen reihen sich die ganzen Regierungsgebäude auf. Es gibt riesige Moscheen, Souveniereinkaufsmeilen - ohne Käufer, riesige Straßen, ohne Autos, Zollmuseen ohne Besucher und den See, umsäumt von wunderschön erdachten, palmengesäumten Promenaden und Gärten, ohne Spaziergänger oder Bootsfahrer, genauso wie kunstvoll angelegte Wege, die mit einem Mal Enden, und das Nichts was vorher hier geherrscht hatte, und auch jetzt nur ungenügend zurückgedrängt ist, preiszugeben.
Wir drei vor der Moschee, direkt vor dem Präsidentenpalast gelegen. Es sieht so aus als müsste man die Stadt in ein paar Jahren, wenn vielleicht mal die Zielpopulationsgröße erreicht ist wieder alles renovieren, es gibt schon deutlich Erosionserscheinungen überall (Abnutzung möchte ich es in diesem Kontext nicht nennen).

Ein Blick über den See, mit den vielen Brücken, die in überspannen - man hat bei diesen Bauwerken den Eindruck als hätte jeder der Vorstandsvorsitzenden bei Petronas sich eine Brücke auf der Welt aussuchen dürfen, um sie hier nachgebaut zu sehen.

Die konfiszierten Artikel im Zollmuseum. Neben Waffen, Geld und Chinaböllern auch Artikel aus dem Sexshop. Rechts zu erkennen die aufblasbare Puppe, dahinter (in lila) die Vakuumpumpe. Die entscheidenden Stellen der Verpackungen sind mit Klebestreifen verdeckt.
Unser Freund/Freundin und Helfer. Man hatte den Eindruck, dass man, weil das Gebäude der Zollbehörde so groß angelegt ist, Probleme hatte die Räumlichkeiten sinnvoll zu verwenden. Da ersann man in unbezweifelt zahlreichen schlaflosen Nächten ein Zollmuseum, das ohne Eintritt leider trotzdem niemanden anzulocken hat. Wir haben uns hauptsächlich wegen der Klimaanlage hier aufgehalten, die Propaganda für ein sicheres Malaysia war nicht besonders erbaulich.
Ich in Zolluniform - keine Fotomontage!
"Und dann bauen wir noch so eine Treppe ans Ende der Brücke, damit man zum See runterkommt, ja genau, genau, so mit schönen Pflanzen flankiert und schönen Kacheln genau, so geschwungen und dann, ja, humpf, dann, ach einfach zu Ende gehen lassen."

Das doch etwas eintönige Wohnviertel.

Wir hatten alle Verkäufer für uns alleine - und haben dann doch nichts gekauft.

Freitreppe - frei von allem.

Ein Blick zum Präsidentenpalast. Wer ein Auto entdeckt sei unbesorgt, Feinstaub ist hier kein Problem, vielmehr ist dies der vielleicht größte Fahranfängerpark der Welt.

Wie erwähnt, neben Putrajaya liegt Cyberjaya, das Silicon Valley Malaysias. Allerdings, konsultiert man den Lonely Planet - wir haben es selbst nicht überprüft - gibt es auch dort außer großen Gebäuden mit großen Firmenlogos vorne drangeschraubt und nichts dahinter nichts. Die Idee Industrie, oder Politik hier in der Gegend anzusiedeln versagt einfach in solch großer Nähe zu der doch etwas reizvolleren Umgebung KLs.

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