Dienstag, 8. Januar 2008

Der 4. Advent in den Batu Caves

Fast sah es so aus, als hätte ich für den 4. Advent nur ein läppisches "4. Advent in Kuala Lumpur" zu bieten, als sich Prof. Yip mal wieder von ihrer umtriebigsten Seite zeigte und vorschlug, nach ihrer Morgenvisite (Sonntagmorgen!) mit uns zu den Batu Caves zu fahren. Es stellte sich heraus, dass diese nicht so weit wie gedacht entfernt liegen. Wir trafen uns also um diese Mitte des 18. Jahrhunderts von westlichen Regierungsbeamten zum erstem Mal beschriebene Kalksteinhöhlenformation zu besuchen, die ungefähr seit 1890 einen hinduistischen Tempel beherbergt und sich als Pilgerstätte zu Thaipussam herauskristallisierte - dieser Feiertag ist soweit ich weiß in Indien selbst verboten, und wird hier am heftigsten gefeiert. Dazu nach dem 23. Januar mehr - ich werde mir das nicht entgehen lassen. An diesem heißen Tag waren die Höhlen ziemlich verlassen, neben ein paar Souvenirläden und Besuchern, sowie einigen Gläubigen, die sich die erst in diesem Jahrhundert erbauten 270+ Stufen hinaufbewegten waren nur die Affen unterwegs. Man wird erwartet von einer, schon in der Ferne erkennbaren Statue Lord Murugans - der Gott der an Thaipussam mit Opfergaben und Bitten überhäuft wird, von mehreren hunderttausend Pilgern. Die Haupthöhle ist innen gänzlich mit einem Betonboden ausgeschlagen, beherbergt mehrere Tempel, und einige Ess- und Souvenierstände. Nachdem wir die Haupthöhle beschaut hatten und mit höflicher Unkenntnis die Hindus bei ihren religiösen Verrichtungen beobachtet hatten - es werden Blumengehänge um die Statuen gelegt, Räucherstäbchen verbrannt und nach einem Gebet bekommt man heilige Asche auf die Stirn gerieben wollte Prof. Yip noch die völlig unbesuchten, aber fast größeren Dark-Caves nebenan besichtigen, also nahmen wir eine Führung in Anspruch. Fledermäuse, Spinnen, Kakerlaken, Dunkelheit. Tropfsteinhöhlen sind ja bekannt.
Lord Murugan und der Aufgang zur Höhle


Den Schraubverschluss hat er nicht aufbekommen, aber nachdem er Andrea das Wasser aus der Hand gezogen hat, labte er sich an einem in den Boden gebissenen Loch.


Danach fuhren wir nach KL Sentral um dort ausgiebig Thai zu essen. Prof Yip verließ uns dann für diese oder jene Familienfunktion - nicht bevor sie uns noch mit Kleinigkeiten für unsere Reise beschenkt hatte, und wir machten uns auf den Weg nach KLCC - dem Fuße der Petronas Towers, hinter welchen sich ein größerer Park befindet, in dem eine riesige Spiellandschaft mit größen Planschbecken und künstlichen Wasserfällen ein Anziehungspunkt für viele junge Familien war. Die Anlage einer solchen Spielstätte hätte uns gleich an Eintritt denken lassen, aber die Einstellung gegenüber der Familie und der Aufzucht von Kindern (es gibt den Plan die derzeitige Population von 12 Millionen rasch auf 20 Millionen aufzustocken) ist auch an solchen staatlichen Gesten zu erkennen wohltuend anders. Abgesehen davon, dass die vergleichbar prekarisierte Situation der alten Menschen hier aufgrund des Fehlens eines Rentensystems Kinder noch viel mehr als Altersvorsorge erscheinen lässt. Eine Ministerin von der Leyen, die hinter irgendwelchen klugen Zeitungen in einem Haufen Kaninchen sitzt ist hier nicht nötig - man könnte mutmaßen, dass der Zusammenbruch unseres Rentensystems mehr bewirkt, als irgendwelchen Elterngelder. Auf dem Grunde dieser anderen Einstellung glaube ich aber liegt einfach das auch religiös motivierte, ganz elementare Wissen von der Wichtigkeit familiärer Strukturen, Kinder sind keine durch Kosten-Nutzenfaktoren oder durch risikoanalytische Überlegungen am optimalst zu produzierende Güter, sondern neue, der condition humana unterworfene Kollegen.




Nebenbei wurden wir von ein paar Indonesiern im Park zunächst etwas verschämt gefragt, ob wir nicht mit ihnen auf einem Foto erscheinen wollen würden - wir sind Attraktionen, die auch gerne mal durch den "Stell dich mal dahin, ich fotografiere dann unauffällig über deine Schulter die Weißen da hinten"-Trick auf Fotos gebannt werden - lustig nur wenn mans bemerkt und anfängt zu winken...

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