Samstag, 23. Februar 2008

Telegramm

Bin angekommen # Reiseplaene immer noch im Dunkeln # Moeglicherweise Chiang Mai oder noch was im Sueden Thailands # inzwischen auch auf dem Land gewesen und in Pataya # nette Leute hier# wunderschoene Tempel # Bangkok ist ein bisschen beaengstigend # habe aber Leute die sich hier auskennen gefunden # Massanzug sitzt und knittert inzwischen im Rucksack # thailaendische Lichtschalter funktionieren falschrum (an nach oben) # Kulinarisch sind jetzt auch Fischkopf Tom Yam (der Kopf ist das Beste!!!) und Schweineinnereiensuppe (nicht so mein Fall) abgedeckt # Sextourismus reichlich - aber eigentlich falscher Begriff - hier ist das ein Kontinuum zwischen Urlaubsbekanntschaft und Blowjobbars # Polizeiliche Ganzkoerperdurchsuchung erbrachte erwartungsgemaess nichts und ich wurde freundlich wieder in die Nacht komplementiert # Dreadlocks sind echt Scheisse und werden am Besten mit Haekelnadeln hergestellt (nicht mit Wachs oder solchem Kram) # Matrazen werden ueberbewertet - man schlaeft auch hinreichend auf gefliesstem Boden # Taxifahrt als Dritter Mann mit schwerem Rucksack auf Moped gut uberstanden # Durchfall - Fehlanzeige # bis demnaechst ###

Freitag, 15. Februar 2008

Blog mal antegrad

Ein paar Kleinigkeiten der letzten Tage habe ich noch nicht berichtet, aber wir waren alle beschäftigt mit Klinik, Verabschiedungen, Organisieren und Planen. Weil ich aber noch nicht weiß was passieren wird, kann ich vorerst nur mal die Daten und Orte durchgeben, so dass ein Jeder sich etwas ausmalen kann:

16.3. Flug von KL nach Bangkok, ein paar Tage Verbleib dort, dann Reise auf dem Lande nach KL zurück. Genauer weiß ich's auch noch nicht (ich habe gehört es gibt in Thailand neben Sextourismus auch Dschungel, Strände, Riffe, Tempel und Puppenspieler...)
1.3. Rückkehr nach KL bis spätestens diesen Samstag, denn am 2.3. kommt Hannes zu Besuch
5.3. Nach KL-Tour Flug von KL nach Sandakan (Sabah, Borneo)
6.-8.3. Tour mit Uncle Tan (www.uncletan.com) auf den Sungai Kinabatangan und Orang Utan Reserve
8.-12.3. Noch keine Ahnung
12.-14.3. Besteigung des Mt. Kinabalu
14.-16.3. Weiterreise über Kota Kinabalu nach Brunei und Rückflug von Bandar Seri Begawan nach KL
17.3. Aufräumen etc.
18.3. um 2:10 in der Frühe - Abflug über Dubai nach Hamburg

In diesem Sinne - ich melde mich mal zwischendurch, wenn mir ein Computer unterkommt,

Georg

Freitag, 8. Februar 2008

Frage und Antwort

1. Wie können den Tempel buddhistisch und taoistisch zugleich sein? Woran erkennt man die Glaubensrichtung?
Habe ich Dr. Sia gefragt. Wusste er auch nicht so genau. Er sagte aber rein buddhistische Tempel würden ohne Räucherstäbchen auskommen, wären sehr viel weniger mit Schmuck überladen. Er erklärte mir auch, dass das Niederlegen von Blumen vor den Gottheiten eine zentrale Lehre des Buddhismus zum Ausdruck brächte, nämlich die Erinnerung an die Vergänglichkeit, an den Kreis der jede schöne Oberfläche ins Verdorren führt. 
Ich kann also nicht genau sagen an welchen Linien eine Differenzierung zu beginnen wäre. Es scheint nur allgemein so zu sein, dass in China Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus die drei bestimmenden Systeme darstellen, die anders als die verstreuten und nur ungern zu Ökumene bereiten "Christlichkeiten" vermischt existieren und praktiziert werden. Ähnlich der Vermischung aus Hinduismus und Buddhismus in Kambodscha. Etwas schwer für uns Monotheisten (wenn überhaupt) nachzuempfinden, ist aber so.

2. Wie kommt es, das obwohl Tamil in Indien nur im Süden (und auf Sri Lanka) von etwa einem Fünftel der indischen Bevölkerung gesprochen wird die meisten Inder die hier auf ihre Sprachfähigkeiten befragt werden sagen sie sprächen Tamil?
Hatte ich heute die Chance Dr. Dharmendra, den neuen, so eben aus Cambridge zurück gekommenen Consultant in der Neurochirurgie zu fragen. Eine entsprechende Fragerunde unter ein paar indischen Polizisten in einer Bar auf Penang hatte nur wirres, faktisch falsches Zeug ergeben. Auch hier muss eine weitere Grundlagenforschung sich anschließen, denn den Grund für das hauptsächliche Übersiedeln der Südinder (vermutlich im Zuge der East India Trading Company) habe ich noch nicht erfahren. Es scheint aber so zu sein, dass überproportional viele Südinder den Weg nach Malaysia gefunden haben - auch wenn Dr Dharmendra daruf hinwies, dass es durchaus auch Hindi-, Urdu- und anders sprechende Inder im Lande gäbe.

3. Wie kann man in einer tonalen Sprache Melodien singen?
Bei dem Versuch auf- und absteigende Intervalle mit der Aufrechterhaltung von Tonhöhen wie im Mandarin (hoch, mittel, tief, auf- und absteigend) zu vereinbaren sind wir zu keiner befriedigenden Lösung gekommen. Man könnte sich vorstellen, dass man nur der Tonfolge entsprechend ausgesprochene Worte verwendet- was allerdings die Dichtung formal unglaublich komplex gestalten würde. So scheint es nicht zu sein. Erneut Dr. Sia gab zu, beim Verstehen von chinesischen Liedtexten oft Schwierigkeiten zu haben, falls er den Text nicht schon vorher recht gut kennte. Die Tonalität der einzelnen Worte scheint also bei neuerer Pop- und Rockmusik keine Rolle, oder zumindest nur eine untergeordnete Spielen. Ob es nicht vielleicht doch klassische chinesische Musik gibt, in der die Tonalität mit in die Dichtung einbezogen wurde weiß ich nicht zu sagen.
Weiterhin kam mir der Gedanke ob man nicht die, für die asiatische Musik so typischen "Tonzieher" gerade auf die Aufrechterhaltung des korrekten Tones zurückzuführen könnte.

Neujahr bei der himmlischen Mutter

Die himmlische Mutter oder Thean Hou ist die Namensgeberin für einen der größten buddhistisch-taoistischen Tempel in Malaysia. Er liegt sehr schön gelegen Nahe dem Zentrum auf einem Hügel von dem aus die Stadt zu überblicken ist. Wir hatten uns den Tempel schon einmal zuvor angeschaut. Damals ist uns aufgefallen, dass zu Neujahr hier eine 15-tägige Veranstaltungsreihe, beginnend mit dem Hereinlassen des Gottes des Wohlstandes stattfinden würde. So haben wir uns also so gegen elf Uhr abends am 6.2. abends dorthin begeben. Der freundliche Sikh der uns gefahren hat, hat sich bereit erklärt uns soweit wie möglich dorthin zu bringen, doch, so ließ er uns wissen wäre es sehr voll dort, und bis ganz auf den Hügel zu fahren wäre ein Ding der Unmöglichkeit. Nach einer kurzen Fahrt, auf der ich ihn noch zum Sikh-Sein in Malaysia ausgequetscht habe -  namentlich gibt es keine offiziellen Sikh-Feiertage, weil die Angehörigen dieser Konfession (am Turban, den ungeschnittenen Haaren, einen Stahlarmreif am rechten Arm, einem Holzkamm - und wenn man mal einen auszieht an der speziellen Unterhose erkennbar) eine zu kleine Minderheit darstellen - erreichten wir den menschenbesäumten Fuß des Hügels.
Tatsächlich war die Straße auf den Hügel hinauf völlig mit Autos zugeparkt und so sind wir also die letzten schweißtreibenden Meter zu Fuß gegangen. Dabei waren wir in einer Masse von ebenfalls herkommenden Chinesen zwei der gesichteten fünf Weißen (wobei einer offensichtlich mit einer Chinesin verheiratet war). Weiter oben hatten sich Essstände am Straßenrand ausgebreitet und von Ferne konnte man schon den Schimmer der roten Laternen erkennen, die in Vielzahl im und um den Tempel angebracht worden sind. Vor dem Tempel finden sich Skulpturen der zwölf Tiere des Tierkreises, an diesem Abend jedoch umgeben von einer von innen angestrahlten Bande von anderen Figuren, am prominentesten eine etwa fünf bis sechs Meter hohe aufblasbare Ratte. Rechts vor dem Tempel eine Bühne, auf dem die eingeladene chinesische Tanz- und Akrobatikgruppe später ihre Tänze präsentierte, oder beleibte Männer Reden hielten.
In der Veranstaltungshalle im Hochparterre wurde der, von einem kostümierten Darsteller gegebene Gott des Wohlstandes von kreischenden Kindern und sich amüsierende Erwachsenen umringt, die alle möglichst einen der ausgegebenen roten Umschläge (hong bao auf Mandarin) mit etwas Geld drin erhaschen wollten. Diese Umschlägchen werden außerhalb des Tempels von verheirateten und älteren an unverheiratete und jüngere Menschen ausgegeben. Vor der Bühne saß eine Gruppe von etwa sechs buddhistischen Mönchen auf einer kleinen Tribüne - sie segneten später die Schlange der vorbeigehenden Gläubigen mit heiligem Wasser aus großen Schüsseln mittels eines Art Besens, denn sie für jeden wieder neu mit Wasser benetzten. Im Tempel oben waren die Menschen indes mit Beten und dem Aufstellen von Räucherstäbchen beschäftigt - auch gibt es hier einen Brunnen, darstellend eine Göttin deren aus den Händen fließendes Wasser zwischen den Händen verrieben wird - was dabei erhofft wird weiß ich nicht. Zwischendrin in dem ganzen Wühle bildete sich eine Art Polonese angeführt von etwa fünfzehn Mönchen und Nonnen, die jeder ein Instrument in der Hand musizierend und singend, und eine Schar von barfüssigen Gläubigen hinter sich in Kreisen durch den Tempel prozessierten.
Wir setzten uns auf der Dachterrasse fest, um den Countdown (vermutlich eine gute Möglichkeit die Zahlen zu lernen, aber ich war zu langsam um Notizen zu machen) um Mitternacht und das darauf folgende fulminante Feuerwerk mitzuerleben. Dass die Chinesen als Erfinder des Schwarzpulvers ein vermutlich recht geübtes Händchen beim Rumböllern haben würden war klar, die Explosionskraft der Raketen hat uns dann aber doch überrascht: die ca. 30 Meter zwischen uns und der Explosion waren ließen die Druckwellen und den Krach gut aushalten, mit Raketen deutscher Bauart hatte das aber definitiv nichts mehr zu tun. Und schön war's ohnehin. Wir haben nur an einer anderen Stelle in der Stadt noch ein anderes Feuerwerk gesehen, vermutlich ist die Feuerwerkskörperpolitik etwas restriktiv hier - wie glaube ich auch in China selbst.
Danach wurden unsere Augen, unterbrochen nur von einem kahl geschorenen, in goldener Chinaseide gehüllten, dem Tonfall nach schmierige Kommentare über die Tänzerinnen ablassenden Moderator von zuvorletzt genannten auf dem Aufführungsort festgehalten. Nicht nur waren die aufgeführten Tänze alles sehr verschieden und graziös vorgetragen sondern - wie soll ich es ausdrücken - die Tänzerinnen waren auf die Entfernung ganz reizend (man muss immer noch das festgetackerte Grinsen und die Verkleidung sich wegdenken). Dementsprechend sind alles, so auch wir nach Ende des letzten Ringelreihens nach Hause aufgebrochen.

Und obschon wir durch Penang ein wenig vorbereitet waren auf das Kommen dieses großen Festes, es ist ja noch nicht mal in irgendwelchen deutschen Nachrichtenportalen verzeichnet, obwohl eine geschätzte Milliarde Menschen es jedes Jahr zelebrieren (!), sind wir noch zu Hause vor Abfahrt nicht richtig in Sylvesterlaune gewesen. Hat sich erstaunlicherweise aber geändert. Es hat sich zeitweilig auf dem Tempel, mit dem Feuerwerk wie eine Sylvesternacht angefühlt (was es ja auch war). Mit anderen Worten: Ich habe schon zwei Sylvester und Neujahrstage drauf. Wer bietet mehr? In diesem Sinne: Gong Xi Fa Chai!

Der Tempel von vorne - links der kleine Garten mit den Tierkreiszeichen und den ganzen anderen leuchtenden Gestalten. Das große Ding mit dem roten Kopf ist die Ratte.
Na wenn das kein Glück bringt.
Leider zu dunkel für scharfe Fotos - egal, auf der Bühne links der Gott des Wohlstandes mit funklosem Mikrofon, darunter erkennbar an den kurzen Haaren und bräunlichen Roben die, das bunte Treiben stoisch aushaltenden Mönche.
Der Vorhof zum Tempel. 
Auf der Dachterasse.
Eine Rakete...

Donnerstag, 7. Februar 2008

Die Betelnussinsel (Pulau Pinang)

oder im Volksmund auch gerne mal "Pänäng", wobei ich mich als Deutscher, der ja die Vokale, anders als die Anglosachsen, auch offen und gerade ausprechen kann, standhaft weigere oben ausgeschriebener Transliteration meinen Mund zu leihen - also Pulau Pinang, oder eben Penang, die heute eigentlich gebräuchliche Schreibweise.

Der KL City Day am Freitag hat uns das nötige 3-Tage-Wochenende beschert und so brachen wir also in Wellen zu dieser, etwa zwei Stunden südlich der thailändischen Grenze gelegenen, britischen Ex-Kolonialinsel auf. Olaf, Adel und ich erstritten uns schon Donnerstag nachmittag einen Bus an der Puturaya Bus Station, und waren kurz nach Mitternacht eingecheckt. Auf dem Weg fährt man stundenlang durch Palmölplantagen und vorbei an durchaus substantiellen Bergmassiven, wie z.B. die hauptsächlich für den Teeanbau bekannten Cameron Highlands.

[Sehr kleiner Exkurs: Maxwell, Frasier und Cameron alles Namen von heutigen "Highlands" in Malaysia. Als ich kürzlich mit Dr. Sia mich, in seinem direkt vor dem Regenwald gelegenen Pool, unterhalten habe, erläuterte er mir die Namensgebung seiner Condo-Towers. So wohnt er in den Cameron Towers, diese flankiert von den anderen beiden. Er erklärte mir dann, dass die Highlands hier öfter mal nach Briten benannt sind - weil, man hätte drauf kommen können, die schwitzenden, vermutlich rot-beuniformten, schnurrbarttragenden Briten sich mit Vorliebe in die einige Grad kühleren Hochgefilde zurückgezogen haben um "oh dear it is awfully hot in this place, isn't it darling?" ganz viel Schwarztee zu trinken...]

Es gibt zwei Möglichkeiten die Insel zu betreten, zum einen über die Brücke, zum anderen durch Umsteigen in "Butterworth" (sic!) und kurze Fährfahrt direkt nach Georgetown. Im Bus wurden wir auf dem Weg von einer durchaus asiatisch anmutenden und von einer chinesischen Tante begleiteten jungen Frau in ziemlich gutem Englisch angesprochen. Das Übliche. Sie erwies sich als Einheimische, gerade aber für 2-3 Jahre in Michigan einen höheren Abschluss verfolgende Person, die zu unserem Leidwesen einer gewissen "amerikanischen" Affiziertheit ("oh myyy gaaaawwwd") in ihrem Charakter deutlich Raum gegeben hatte. So, dass wir uns auf der falschen Seite eines Fragensturms wiederfanden, der unterbrochen von ungläubigen "oh my gawds" unserer, durch das Gerüttel immer apathischeren Verfassung gar nicht zuträglich war. Irgendwann kurz nach dem Verlassen der Fähre sind wir sie dann losgeworden (oh my gawd!) und nunmehr in gewohnt euro-russischer Bräsigkeit durch die nächtlichen Gassen in der vermuteten Richtung des Zentrums aufzubrechen.

Die Insel selbst ist fest in chinesischer Hand, einiger Inder sind auch zu finden, nur Malayen sieht man recht selten - man hätte also auch gut und gerne für das Chinese New Year dort bleiben können, auch dort wurden die großen Tempel mit einer Vielzahl von roten Lampions ausgeschmückt und vermutlich wäre alles etwas wilder abgelaufen, als hier in KL erlebt. Wir erlebten dementsprechend zumindest die finalen, freudigen Vorbereitungen auf das Fest. So mussten wir irgendwann um halb drei nachts der Barbesitzerin helfen die Spruchbänder rechts und links von der Tür in gleicher Höhe zu platzieren. Im Anschluss übersetzte sie uns gerne einige der, meist nur aus 4-6 Lettern bestehenden Spruchbänder, wie schon erwähnt geht es eigentlich immer um Wohlstand (und ein bißchen Glück und Langlebigkeit).

Wenn man sich in der Architektur umsieht findet man eine hauptsächlich durch chinesisch-britische Einflüsse geprägten Bautenlandschaft wieder, denn obgleich auch alte (etwa 200 Jahre) Moscheen und Hindutempel zu finden sind, dominiert doch die alte viktorianische Bausubstanz, die von den Chinesen übernommen und überbaut, bzw. integriert wurde. Ein sehr interessantes Beispiel dieser Fusion ist die mit einem UNESCO-Preis für sachgerechte Restaurierung ausgezeichnete Cheong Fatt Tze Mansion. Der im 19. Jahrhundert in China geborene Namensgeber dieses Baus ist mit 16 Jahren von zu Hause abgehauen und hat in Batavia (heute Jakarta) begonnen im Handel mit den Kolonialmächten (dort zunächst die Niederländer) einen sagenhaften Reichtum anzuhäufen - man nannte in zu Hochzeiten den "Rockefeller des Ostens". Jedenfalls musste er um gut arbeiten zu können sich an allen Geschäftsstandorten ein Haus bauen (im Übrigen war jedes dieser Häuser mit einer eigenen Ehefrau eingerichtet, so dass er auch während seines rastlosen Lebens 7 oder 8 Frauen im Wechsel gehabt hat). Aus irgendwelchen Gründen beschloss er auf Penang seinen Haupt-, Luxus- und Prachtswohnsitz zu errichten (natürlich würde hier auch die Lieblingsfrau eingeräumt werden) und er erspähte am Rande der Insel, mitten im damaligen Sumpf ein großes Lotusfeld. Er war wehrlos, soviel verheißungsvolle Metaphysik (Exzerpt aus Wikipedia "Aufgrund ihrer Lautgleichheit werden die Wörter Liebe und harmonische eheliche Verbundenheit mit dem Lotos in Verbindung gebracht; die Lotosblüte ist deshalb auch Sinnbild einer guten Ehe. Speziell die rote Lotosblüte gilt als Symbol für die Vagina. Im Buddhismus zählt der Lotos zu den acht Kostbarkeiten und ist Symbol für den Lauf der Zeiten (mit den Einzelphasen Frucht, Blüte und Stängel) und für die Wirkung der Lehre Buddhas (die Wurzeln sind im Schlamm, auf der Oberfläche erblüht jedoch der Lotos). Im Daoismus ist der Lotos Attribut des daoistischen Unsterblichen He Xiangu.") - Harmonie, Reinheit, Erleuchtung, Sex und Unsterblichkeit - musste durch einen Prachtbau angezapft werden.

Und er baute. Die kleine, uns ständig zum mitmachen auffordernde Leiterin der Tour erklärt uns etwas zu den Prinzipien des Feng Shui, die bei der Errichtung des Hauses eine wichtige Rolle spielten. Ich paraphrasiere das mal, weil's eigentlich ganz lustig ist. Feng Shui (oder Wind und Wasser) ist, so erklärte uns die Frau sei eine alte Lehrer vom guten Leben des Menschen im Zusammenhang und Kontakt mit der ihm umgebenden Natur. Dabei spielt zum einen die Idee von Yin und Yang (allgemein dichtotome Gegensätze benennend, also z.B. Ruhe und Aktivität), von fünf Elementen (Erde, Holz, Wind, Wasser und Metall), sowie von Energieflüssen, die die Erde durchziehen eine Rollen.
Man sollte also versuchen ein Haus zu ersinnen, was die Chi-Kräfte nicht an irgendeiner Ecke anstaut, oder gar nicht erst reinlässt, deswegen sollte man solch eine Wohnstatt z.B. auf einem Hügel bauen (genau wie die Friedhöfe). Und dann gehts aber schon los: Wie oben erwähnt lag der auserkorenen Ort für dieses Haus im Sumpf (obgleich ein lotusverzierter Sumpf), traditionell kein sehr bergiges Gelände. Um aber trotzdem an dieser Stelle (die vermutlich auch noch billig zu erstehen war, weil sie zuerst in bebaubares Land umgetrocknet werden musste) bauen zu können, ersann man einfach eine Gestaltung, die den Berg durch mehrere, durch Stufen nach hinten immer höher ansteigende Treppchen ersetzte. Anders ausgedrückt: Wenn es keinen Berg gibt so macht man sich eben einen.
Da in einem nach den Regeln des Feng Shui gebauten Haus möglichst alle oben genannten Elemente freien Eintritt haben sollten, gibt es in vielen solchen Häusern einen kleinen unüberdachten Hinterhof (ob die Römer mit ihren Atrien auch schon Feng Shui kannten). Dort kann zum einen der wichtige, Bewegung und Entwicklung symbolisierende Wind in das Haus kommen (außerdem macht er die Hitze auch noch erträglich). Zum anderen kann es ungehindert reinregnen - und Regen, zumindest regen, der gerade von oben fällt, symbolisiert Wohlstand. Dabei gilt: Je größer die Wassermasse, desto größer der Wohlstand. Um dabei die auf das Dach niedergehende Wassermenge nicht zu verschwenden (Milliliter sind Geld!) wurde ein, einer mäandernden Fußbodenheizung nicht unähnliches Röhrensystem erdacht, was sich aus den Regenrinnen gespeist (die die Wände wie Adern durchziehen) in komplizierten Wenden unter dem Atrium mehrfach um sich selbst dreht, bevor es dann irgendwann aus dem Haus geleitet wird. Es ist hier natürlich auch wichtig keinen Stau zu erlauben, das Wasser muss reichlich eindringen können, muss aber im Fluss bleiben. Angenommen man lebte in einer unsanierten Berliner Altbauwohnung, eine dem mehrstöckigen Eigenheim mit Atrium doch deutlich entrückte Wohnform, so kann solches Wasser aber auch einfach durch ein Bild von Letzerem ersetzt werden. Es geht, so betonte sie immer wieder nicht darum das Leben zu verkomplizieren - oder andersherum: Jede Wohnregel, die das Leben anstrengend macht ist schlechtes Feng Shui.
Die restlichen Elemente fanden sich denn auch mit einer Prise Salz genommen im Hinterhof wieder, namentlich die Erde unter den Granitplatten am Boden, das Metall in den aus Schottland importierten viktorianisch-gusseisernen Säulen, das Feuer in den Glühbirnen (!) und das Holz in den mächtigen, den schottischen Säulen aufliegenden, und das zweite Geschoss tragenden Querbalken. Obwohl - weil das obere Geschoss für Holzbalken zu schwer gewesen wäre, musste auch hier Metall verbaut werden, was aber das Gleichgewicht der Elemente zu sehr auf die Seite des Metalls verschoben hätte, so dass diese Träger rasch mit Gips überzogen und in Holzmaserung angemalt wurden.
Feng Shui ist eigentlich ganz einfach.
Ansonsten bleibt noch zu erwähnen die wirklich imposante chinesische Cut&Paste Technik. Es wurden zur sachgerechten Restauration (nach 1990) zehntausende kleiner einfarbiger Teeschälchen aus China importiert. Diese werden dann in passende Scherbchen zerbrochen und aus diesen werden, dem klassischen Mosaik nicht unähnlich, aber durch die Rundung der Schälchen in die dritte Dimension gerundete Fresken, Verzierungen und Bilder an die Wand und aufs Dach gezaubert.
In einem reizenden indischen Supermarkt bin ich neben Currygewürzmischungen (werde ich zu Hause mal zur Anwendung bringen) auch auf "Cow Urine" gestoßen. Ob zu inneren oder äußeren Anwendung konnte ich nicht eruieren.
Das Rathaus - offensichtlich hatten die Briten ihre Finger im Spiel.
Die Hafenmauer in Georgetown, mit Blick nach Westen Richtung Batu Ferrenghi.
Die um 1801 erbaute Masjid Kapitan Keling, von den ersten indisch-muslimischen Einwanderern (Truppen der East India Trading company) erbaut. 
Von links Olaf, David, Andrea und Adel im "Pitt Street Corner" - hier gab es neben indischen Männern beim indisch/chinesischen Rummy spielen auch tolle Bollywoodfilme zu sehen.
Wir unterwegs im Nationalpark zum Monkey Beach beim Fotografieren.
Natürlich wäre ein verlassener, wunderschöner, vom Dschungel umstandener und mit Affen bestückter Sandstrand ohne gekühlte Kokosnüsse nur halb so schön. Letztere stellten sich auch als Hauptangriffspunkt der Affenhorde heraus, die sie uns einfach wegnahmen.
Süßwasserbaden. Es waren wundervolle gänzlich gelbe und blaue Vögel (z.T. vermutlich Eisvögel) zu beobachten.
Affe beim Strandgalopp.
Und zack - weg die Nuss.
Aug' in Auge mit dem Säugetier. Wenn man den Viechern zu nahe kam bekam man gerne auch mal die Zähne in einer Mimik präsentiert, die nicht freundliches Lächeln darstellte - wir haben uns dann doch mal ein paar Stöcke zugelegt um für den Fall der Fälle zurückschlagen zu können. 
Der Monkey-Beach.
Ein Drache am Yah Kongsi.
Das Khoo Kongsi. Kongsi bedeutet Clanhaus und ist ein Treffpunkt und Gebetsraum für alle Verwandten einer Familie aus einer bestimmten Gegend in China - dieser von der Khoo Familie, der obige von der Yah Familie. Ersteres wurde Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt um dann am Neujahrstag abzubrennen. Dieses an Prophetik kaum zu überbietende Geschehen wurde als Unwille mit der Pracht des Gebäudes gedeutet und der zweite Bau wurde, wie im Foto zu erkennen ist als kleine einfache Hütte gestaltet. Gegenüber die älteste permanente Bühne für traditionelle chinesische Oper - im gleichen Stil gehalten.
Die Wandmalerei eines der sieben oder acht die Erleuchtung erlangt habenden Männer - Nase popeln kann man auch erleuchtet.
Die von den Engländern freundlicherweise eingerichtete Bahn auf den Penang Hill (800+ Meter), machte den Aufstieg in die Kühle des Gipfels sehr viel angenehmer.
Georgetown bei Tag.
Ich höre bald auf Affen zu fotografieren - oder zumindest die Fotos hier reinzustellen. Dieser hat den Mülleimer ausgeräumt.
Die Vishnufamilie (auf dem Penang Hill finden sich sowohl eine Moschee als auch ein hinduistischer Tempel). In der Mitte Vishnu und seine Frau Lakshmi, links am Rüssel zu erkennen Ganesha, rechts den von den Batu Caves bekannten Lord Muruga.

Georgetown bei Nacht.

In der Cheong Fatt Tze Mansion durfte man leider keine Fotos machen, sodass obige Beschreibung und folgender Link genügen muss: www.cheongfatttzemansion.com

Dienstag, 5. Februar 2008

Die letzten Tage

So langsam ist es fast schon wieder vorbei. Moment, werden manche denken - du fliegst doch erst irgendwann Mitte März. Richtig. Ich muss präzisieren - heute am letzten Tag des Jahres des Schweines, oder am Vortag eines 4-Wochenendes, das uns hier durch den Beginn des Jahres der Ratte zuteil wird (irgendwie muss man ja den Karnevalkrams ersetzen) gehe ich nochmal ins Krankenhaus zum Arbeiten. Die nächste Woche wird sich, jedenfalls habe ich bis jetzt noch nichts anderweitiges gehört, über die normalen fünf Tage erstrecken, mit einem finalen Auftritt in der Rettungstelle am 15. Februar.
Im Anschluss haben wir den Nationalstolz der Malaysier bei den Ohren gepackt und schauen uns das Land auch wirklich nochmal gründlich an, für etwa vier Wochen. Schon etwas komisch, aber ich bin mit diesem Weiterbewegen auch nicht am Hadern. Ich fühle mich wohl hier und würde noch länger bleiben, aber ich bin auch im Hinblick auf die Anstrengungen, die mir in diesem Jahr noch widerfahren werden auch nicht unglücklich wieder in Berlin Residenz zu nehmen. Es ist einfach so, dass wenn ich mein Medizinstudium abschließen möchte (habe ich "mein" geschrieben? Etwas besitzergreifend von mir - wir kennen uns doch erst seit sechs Jahren), ich nach Deutschland zurückkehren muss. Langsam dreht sich das Rad, so wie es sich immer schon gedreht hat.
Leider, leider können wir das CNY (Chinese New Year) nicht mit Dr. Margaret bei ihrer Familie verbringen - es gibt familiäre Gründe, die sie immer wieder in der Geste der Entschuldigung vorgebracht hat. Wir werden also versuchen in Tempeln und auf der Straße unseren Teil des Spektakels abzubekommen. Traditionell fahren alle Chinesen, die es sich leisten können, oder nicht gerade arbeiten müssen über diese Tage zu der Familie, wo man ein Family Reunion Dinner hält und u.a. Yee Sang ist. Das ist ein Essen, welches wir vermutlich als "Salat" bezeichnen würden. Dabei wird in die Mitte des Tisches ein großer Teller gestellt, auf dem segmentweise, unterschiedliche Zutaten getrennt angerichtet sind (meist marinierter Inger, knusprige Teigstückhen, knusprige bunte Nudeln, etwas Qualle und anderes). Darüber wird dann etwas Öl, Pflaumensoße und roher Lachs in kleinen Stückchen gegossen, bevor alle um den Tisch Sitzenden stäbchenbewehrt den Salat von allen Seiten gleichzeitig zu mischen beginnen. Dabei wird demjenigen, der den Salat mit seinen Stäbchen am höchsten mischt das meiste Glück zu teil.
Apropos Glück - wenn ich sage Glück meine ich eigentlich so was wie Wohlstand, Geld, Profit. Es ist so, dass in Vorbereitung auf dieses Fest jedes Haus, jeder Laden, jedes Restaurant und jede Bar mit roten Spruchbändern, oder generell Dekorationen in rot-gold gehalten vollgekleistert wird. Zentral, und in englischen, wie in chinesischen Lettern zu lesen ist "Gong Xi Fa Cai" - was einfach sinngemäß mit "Happy New Year" übersetzt wird, aber den durch und durch in Hoffnung auf Wohlstand, Glück und langes Leben geprägten Geist des CNY nicht wirklich wiedergibt. Eigentlich heißt dieser Ausspruch so etwas wie "Möge Wohlstand zu Dir kommen" (恭喜发财). Es gibt im chinesischen Kulturkreis, den wir hier zwar nur etwas ausländisch mitbekommen ein unglaubliche Vielzahl von kleinen Regeln und Gebräuche, die gutes bzw. schlechtes Glück bringen. So wird zum Beispiel, und nicht ganz unnachvollziehbar vor CNY der Hausaltar und überhaupt das ganze Haus geputzt, außerdem ist es wichtig das neue Jahr mit ganz und gar neuen Kleidern zu beginnen (ungetragen) - was allerdings auch nicht so einfach ist, weil zum Beispiel der Kauf von "shoes" (also ein paar Schuhe) nicht gerne vollzogen wird, weil das englische Wort einem chinesischen für "böse" oder "Unglück" (oder so) sehr ähnlich ist. Ich glaube ich werde mich nicht komplett neu einkleiden heute, wobei ich aber bei Unterhosen mit Ratten drauf natürlich sofort schwach werden würde (die Zeitung berichtete über dieses anscheinend sehr begehrte Accessoir).

Vor dem Hintergrund dieses eigentlich recht freundlich-kapitalistischen Grundwesens der CNY und der damit auch zum Ausdruck kommenden Grundeinstellung dem Leben gegenüber denke ich anders über die Möglichkeit von Kommunismus in China nach - gelinde gesagt scheint die chinesische Kultur und der Kommunismus völlig unkompatibel zu sein, oder anders ausgedrückt, den einzelnen Menschen, die in China leben wird eine Verleugnung dessen was sie aus der Ahnen Hand weitergegeben bekommen aufgedrängt - und die Verehrung und der Respekt vor den Ahnen ist für die chinesische Kultur (und ich spreche hier aus fragmentarischen Erfahrungen und nicht als studierter Sinologe) von eminenter Bedeutung.

Ratte, Schwein - man hat vermutlich schon mal von den chinesischen Tierkreiszeichen gehört, aber wie genau und so.... Tief eingedrungen bin ich auch nicht aber es funktioniert ungefähr folgendermaßen - Buddha hat alle Tiere des Universums zum Neujahrsfest zu sich eingeladen, aber nur zwölf (oder vermutlich dreizehn) sind erschienen. Um sie zu belohnen wurde beschlossen, dass jedes dieser Tiere für ein Jahr das Schicksal der Welt beeinflussen dürfe. Dann die schwierige Frage der Reihenfolge der Tiere. Zum Behufe der Festlegung derselben wurde von den Göttern eine Aufgabe gestellt: die Überquerung eines Flusses. Der Wasserbüffel und die Katze hatten Sorge ob sie die Aufgabe meistern können würden (wegen je Blindheit/Angst vor dem Wasser). Die Ratte schlägt also - als angriffslustig, clever, hartnäckig etc. - vor, dass sie und die Katze auf den Ochsen steigen und dem Arbeitstier den Weg über den Fluss weisen. Zwischendrin wirft die Ratte die Katze noch von der tierischen Fähre - weswegen die Katze nicht im Tierkreis vorkommt und bis heute Ratten/Mäuse frisst - und springt, kaum ist der Ochse fast an Land selber durch die Ziellinie. Deswegen kommt zuerst die Ratte, dann der Ochse, etc.
Die Geschichte gibts aber auch anders - wie überhaupt die ganze chinesische Metaphysik sehr auf weltliches Wohlergehen ausgelegt und dementsprechend anpassbar ist (siehe auch die Erläuterungen zu Feng Shui aus Penang).

Montag, 4. Februar 2008

Papa?

Wenn ich mir die Fotos so anschaue, die von mir entstehen - meistens macht die jemand anders, dann gibt es doch oft eine geradezu frappierende Ähnlichkeit mit Fotos von Papa - jeder Blogleser, der gerade keine solchen Familienfotos vorliegen hat möge mir vertrauen: Sandalen, Jeans, bekragtes Oberteil, Strohhut - wegen der fehlenden Hauptbehaarung, Reiseführer in der Hand und falls es was zu sehen gibt mit strengem Blick nach oben.
Ganz abgesehen natürlich vom spät zu Bett gehen, gepaart mit frühem Erwachen, weil ja alles angeschaut werden muss...

Lustig und bedenkenswert.